Tipps eines erfahrenen Islam-Experten für die Begegnung mit Muslimen

1. Sieh in jedem Muslim zuerst den Menschen
Nur wenige Muslime sind als Funktionäre einer islamischen Organisation zu uns nach Europa gekommen. Die meisten kamen als Arbeitssuchende oder als Flüchtlinge. Sie kamen mit Wünschen und Hoffnungen. Sie kennen Freude und Schmerz, Befriedigung und Versagen. Kurz – sie haben ein Herz.

2. Sieh Muslime in ihrer Unterschiedlichkeit
Klischeebilder taugen nichts. Jeder Muslim bzw. jede Muslimin ist anders, je nachdem aus welchem Land, aus welcher Gegend (Stadt/Land), aus welcher Altersschicht, aus welchem Beruf und aus welcher Bildungsschicht er bzw. sie kommt. Es bedarf des ausführlichen Gesprächs, um eine bestimmte Person wirklich kennen zu lernen! Wer sich dafür Zeit nimmt, wird viele Muslime als liebenswerte Menschen schätzen lernen.

3. Verstehe ihre inneren Spannungen
Ein großer Teil der zugewanderten Muslime lebt noch in irgendeinem Maße in der Spannung zwischen der heimatlichen Kultur und den Verhältnissen in Europa. Viele der in Westeuropa geborenen und herangewachsenen jungen Muslime leben dagegen in der Spannung zwischen ihrem noch patriarchalisch geprägten Elternhaus und der liberalen Welt der Schulen, Hochschulen und Betriebe. Während konservative Eltern ihre Kinder vor der Unmoral der Gesellschaft bewahren möchten, sind die jungen Leute häufig fasziniert von der Freiheit und scheitern nicht selten an ihr.

4. Beachte die andersartige Kultur
In den Herkunftsländern der Muslime ist vieles anders als im liberalen Westen. Es gelten noch viele Normen und Tabus, vor allem im Verhältnis der Geschlechter zueinander. Christen sollten sich auf diesem Gebiet Zurückhaltung angewöhnen, um Muslime nicht zu verletzten oder in Versuchung zu bringen. Leider meinen manche männlichen Muslime, im Blick auf Europäerinnen ihre herkömmlichen Sitten vergessen zu können.

5. Habe keine Angst vor dem Islam
Manche Muslime treten Christen gegenüber recht forsch auf. Sie prangern die Missstände des „christlichen Europa“ an und halten es reif für den Islam. Da die muslimischen Völker vielfach jung  sind, ist solche Überheblichkeit in gewissem Maße verständlich. Christen sollten sich davon jedoch nicht verunsichern lassen, denn die Welt des Islam kennt zahlreiche offene oder verschleierte Missstände. Auch der Islam befindet sich in einer geistigen und moralischen Krise angesichts der Herausforderungen der modernen Welt. Christen sollten den Islam weder verharmlosen, noch seine Gefährlichkeit überbetonen. Sie müssen lernen, im Alltag einer säkularen Gesellschaft mit Muslimen zu leben.

6. Gehe auf Muslime zu
Viele Muslime leiden unter der Anonymität und Unfreundlichkeit der modernen Industrie-Gesellschaft, besonders in den Großstädten. Deshalb haben sich die einzelnen völkischen und religiösen Gruppen in die Ghettos von Großfamilien und Moscheevereinen zurückgezogen. Die Kontaktaufnahme ist häufig schwierig und bedarf der Phantasie und des langen Atems. Dabei sind die kulturellen Gewohnheiten zu beachten. Frauen sprechen mit Frauen, Männer mit Männern. Ältere Frauen können sich mehr Freiheiten erlauben, da sie in muslimischen Gesellschaften hoch angesehen werden. Ältere Christinnen können diese Chance nutzen und in der Nachbarschaft, bei Arztbesuchen, beim Einkauf und in öffentlichen Verkehrsmitteln das Gespräch mit Frauen fremder Herkunft suchen.

7. Schenke Muslimen Liebe
Ein nettes Wort, ein freundliches Lächeln – unter Beachtung der erwähnten Regeln – kosten nicht viel und sind doch ein Zeichen der Liebe für Menschen, die in ihrem Alltag oft wenig Liebe erfahren. Noch besser ist es, wenn Liebe zur helfenden Tat wird. Besonders die neu ankommenden Ausländer sind darauf angewiesen. Ehe Christen von der Liebe Gottes reden, die in Jesus Christus Realität geworden ist, sollten sie diese durch liebevolle Gesten Gestalt werden lassen.

8. Rede seelsorgerlich
Der Islam ist eine einfache und einprägsame Religion. Viele Muslime haben es gelernt, ihren Glauben überzeugend zur Sprache zu bringen. Deshalb sind Glaubensgespräche mit Muslimen stets in der Gefahr, zu Streitgesprächen zu werden. Darum gilt es zu erkennen, dass sich hinter der selbstbewusst geäußerten Überzeugung nicht selten Unsicherheit, Schuld, Ängste und Zweifel verbergen. Christen sollten zu den Herzen von Muslimen sprechen.

9. Rede bekennend
Die Wahrheit des biblischen Glaubens kann nicht logisch bewiesen werden. Gewiss gibt es viele Argumente dafür, dass Jesus Christus Gottes Sohn ist, am Kreuz starb und auferstanden ist. Muslime sind aber um rationale Gegenargumente nicht verlegen. Es ist deshalb besser, wenn Christen schlicht bekennen, was Jesus Christus und sein Heil ihnen bedeuten – im alltäglichen Leben und im Blick auf die Ewigkeit. Gottes Wort hat große Kraft, und der Heilige Geist überwindet Menschenherzen.

10. Mache Jesus Christus groß
Für Christen ist es wichtig, von der Heiligen Schrift her ein Urteil über den Islam zu gewinnen. Es kann aber nicht ihre Aufgabe sein, den Islam herabzusetzen. Im Gespräch sollte Polemik vermieden werden. Wichtiger ist es, positiv aufzuzeigen, dass Jesus Christus nicht ein Prophet unter vielen ist, sondern der eine Herr und Heiland für alle Menschen. Es gilt zu bezeugen, dass Jesus die zur Rettung ausgestreckte Hand Gottes ist.

 

Orientierung 2013-02; 08.04.2013
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