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Jesus mutet es seinen Nachfolgern zu: hingehen, die eigene Komfortzone verlassen, Ängste vor Fremden überwinden. Sich wenn nötig mit Händen und Füßen verständigen. Erste Begegnungen sind spannend, aufregend. Für den Zufluchtsuchenden bin ich vielleicht wie ein erstes Puzzleteil, das sein Bild von Christen deutlich verbessert.

Eine Christin erzählte, wie sie gerne in Kontakt mit Flüchtlingen kommen wollte. Am Ortsrand waren sie in einfachen Wohn-Containern untergebracht. Sie betete. Dann ergab sich eine erste Beziehung. Bald lernte sie weitere Asylbewerber kennen. Gott hatte ihr eine Tür geöffnet. Und bald erkannte sie, wo und wie sie sich mit ihren Fähigkeiten und Gaben nützlich machen konnte. Und sie half vielen.

Die Bereitschaft ist nötig, fremde Menschen bewusst wahrzunehmen und auf sie zuzugehen. Unsicherheit und Ängste können auf beiden Seiten da sein – das ist normal. Wir fragen uns: Wie reagiert er, sie? Flüchtlinge fragen sich: Wer ist das? Was will er, sie? Verstehe ich mich als ein von Gott geliebtes Geschöpf, werde ich Fremde auch zuerst als solches ansehen. Das hilft, Vorbehalte und Unsicherheiten zu überwinden.

Was löst diese Unsicherheit aus? Es ist das Unbekannte, das Fremde, das, womit ich noch gar keine Erfahrungen gemacht habe. Bewusst oder unbewusst hege ich die Überzeugung: Mein Volk mit seinen Werten, Gesetzen, mit seiner Kultur, ist das Beste. Wie wäre es, mein Besser-Schlechter-Denken zu ersetzen? Die Fremden sind anders geprägt, anders aufgewachsen, haben anderes erlebt.

Unser Zeitfenster für Fremde ist oft klein. Und wenn wir uns Zeit nehmen, wollen wir möglichst effektiv sein. Hören Sie zuerst zu! Das ist keine vergeudete Zeit. Jeder Fremde hat seine eigene Geschichte. Gott hat jeden original und originell gemacht. Jeden mit bestimmten und besonderen Fähigkeiten ausgestattet. Wo gibt es in meinem Terminkalender Zeitfester, die sich gegebenenfalls erweitern lassen?

Wo führt Gott mir Fremde in den Weg, ohne dass ich durch den Kontakt mit ihnen zeitlich in Bedrängnis komme?
Ein anderer Christ hat vielleicht schon Kontakte zu Flüchtlingen oder arbeitet beim Runden Tisch mit. Diese Person könnte gut eine weitere Person wie Sie mitnehmen. Nehmen Sie sich Zeit, zuerst die Fremden kennen zu lernen, bevor Sie gleich mit ihnen singen, malen, nähen, basteln, spielen wollen. Aus einer ersten Begegnung kann bald eine zweite und dritte Begegnung werden. Sie werden dann erkennen, welche Bedürfnisse vorrangig sind und wie Sie aktiv werden können.

Nur helfen wollen? Oder sich auch einladen und helfen lassen? Auch wenn die Möglichkeiten sehr eingeschränkt sind, Flüchtlinge wollen ebenso Ihnen etwas Gutes tun, Ihnen helfen, Ihnen dienen. Lehnen Sie eine Einladung zum Tee nicht zu schnell ab. So wächst eine vertrauensvolle Beziehung.

Als Christ können Sie bei passender Gelegenheit erzählen, was Ihnen an christlichen Festen wichtig ist, was Jesus in bestimmten Situationen gesagt oder getan hat. Und wenn ein Fremder von Sorgen erzählt, von Krankheit bei ihm oder in der Familie, dann bieten Sie an, im Namen von Jesus zu beten. Vertrauen Sie darauf, als Christ wie Licht und Salz auf andere zu wirken. Manchmal brauchen wir eine Extra-Portion an Geduld – sie ist eine der geistlichen Früchte.

Hilfreiche Tipps für Flüchtlingsarbeit
Bitte informieren Sie sich über die vielfältigen Möglichkeiten, die wir ständig aktualisieren in unserem Online-Artikel: www.orientdienst.de/praxis/fluechtlinge-willkommen-heissen-aber-wie

Orientierung 2015-04; 31.12.2015
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