Ist die Frage überhaupt richtig gestellt? – Was wir nicht vergessen sollten, wenn wir über Mittel und Methoden in der Weitergabe des Evangeliums unter Muslimen nachdenken.

Wenn wir menschliches Handeln analysieren oder planen wollen, fragen wir nach dem Subjekt (wer tut etwas?), nach den Mitteln, die dieses Subjekt einsetzt (womit und wie wird gearbeitet?) und nach dem Objekt (was soll erreicht werden?). Wie sehen die Antworten auf diese Fragen aus, wenn wir sie im Rahmen des geistlichen Dienstes allgemein und konkret in der evangelistischen Begegnung mit Muslimen stellen? Dazu ein paar Überlegungen von Jens Christensen.

Jens Christensen (1899-1967) war von 1922 bis 1966 lutherischer Missionar in Pakistan. Für die Schulung seiner Mitarbeiter hatte er eine Reihe von Vorträgen verfasst, die unter dem Titel „The Practical Approach to Muslims“ in Englisch veröffentlicht wurden. (Eine gekürzte deutsche Übersetzung erschien unter dem Titel: Christuszeugnis für Muslime, Ein Anstoß zum Gespräch, Aus dem Englischen übersetzt von Prof. Dr. Niels-Peter Moritzen, Erlangen 1982. – Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf dieses Buch, das aber wohl inzwischen vergriffen ist.)

Das 2. Kapitel ist überschrieben: „Mittel der Mission“. Hier schreibt Christensen (S. 17): „Natürlich kann das Subjekt, der Handelnde, niemand anders als Gott selber sein. Dieser einfache Ausgangspunkt ist oft vergessen worden.“ Es ist Gott selber durch seinen Heiligen Geist, der „wo und wann es Gott gefällt, den Glauben im Menschen weckt, so daß wir an das Evangelium glauben können. … Der Mensch sieht Gott in der Gestalt Christi nur, wenn ihm der Heilige Geist die Augen dafür öffnet. Das bedeutet, daß im letzten Grunde der Handelnde immer Gott selber ist.“ (S. 18)

Jesus Christus soll bis an die Enden der Erde bezeugt werden. „Dabei ist Gott der Handelnde, die Kirche sein Werkzeug, und das Objekt ist seine Absicht, die Menschheit zu erreichen.“ (S. 18) Christensen warnt davor, den Schwerpunkt darauf zu setzen, dass wir überlegen, welche Mittel wir am besten einsetzen sollen, um Muslimen das Evangelium zu bringen. „Wir verlassen unseren rechtmäßigen Platz als Gottes Werkzeug und eignen uns den Platz des Subjekts, des Handelnden, an. Dieser Platzwechsel vollzieht sich fast immer unbemerkt und ist sehr gefährlich.“ (S. 19) … „Das Bewußtsein, Gottes Werkzeug zu sein, ist verloren gegangen. Das Gefühl, daß die eigenen Mittel unzureichend sind, macht uns unsicher.“ (S. 20)

Da wir keine „toten“, willenlosen Werkzeuge sind, müssen wir meines Erachtens durchaus überlegen, wie wir unsere Begegnung mit Muslimen gestalten, auch welche Medien wir einsetzen etc. Wir sollen und müssen uns durchaus fragen: „Wie bringen wir’s rüber?“ Aus Christensens Ausführungen sollten wir allerdings drei Anstöße beherzigen:

1) Wir übernehmen und überfordern uns, wenn wir meinen, der weltweite Aufbau der Gemeinde unseres Herrn Jesus Christus sei „unsere Sache“. Zu erkennen, dass Gott der Handelnde und der „Verantwortliche“ ist, macht uns entspannter – und hoffnungsvoller.

2) Wenn Gott uns als Seine Werkzeuge einsetzen will, erkennen wir, dass wir uns nicht hinter einem noch so ausgeklügelten Einsatz von Medien „verstecken“ können, sondern herausgefordert sind, selber in der persönlichen Begegnung mit Muslimen Seine Zeugen zu sein.

3) Wenn wir Gott als den Handelnden (an-)erkennen und uns als Seine Werkzeuge sehen, werden wir darauf achten, in unseren Methoden und im Einsatz unserer Mittel uns mehr auf die Leitung durch Seinen Geist als auf menschliche Klugheit und Taktik zu verlassen – um alles zu vermeiden, was nicht Gottes Willen und Wesen entspricht.

Orientierung 2015-04; 31.12.2015
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