Erlebte Gastfreundschaft – persönliche Fürbitte

Mitte September war es soweit. Mit dreien unserer marokkanischen Freunde machten mein Mann und ich uns auf den Weg zum Flughafen, um ihre Familie in Nordafrika zu besuchen. Bereits im Wartebereich herrschten reges Treiben und orientalisches Flair. Lautes Stimmengewirr, Familien mit Kindern, viele muslimisch gekleidete Männer mit Bärten, weiten Hosen und langen Gewändern; Frauen mit oder ohne Kopftuch, einzelne in Ganzkörperverschleierung: Sie alle wollten rechtzeitig zum nahen dreitägigen Opferfest bei ihren Familien sein.

Bei der Ankunft in Marokko erwarten uns mehrere Angehörige. Am eigentlichen Zielort werden wir von der Großfamilie mit vielen Küssen, Umarmungen und warmem Händedruck wortreich aufs herzlichste in Empfang genommen. Fast alle Schwestern der Familie sind mit ihren Kindern extra zu diesem Anlass hierher zu den Eltern gereist. Ich werde einige Zeit brauchen, bis ich alle zuordnen kann. Mein Mann und ich bekommen allein ein Zimmer mit Doppelbett. Alle anderen schlafen auf den Sofas und rücken zusammen. Um ihre Hochachtung uns gegenüber auszudrücken, werden sie drei oder vier Tage mit uns zusammen verbringen. Alle Frauen sind eifrig damit beschäftigt, das Essen vorzubereiten, während sich die Männer im Salon (Wohnzimmer) unterhalten. Bald wird das reichhaltige Essen auf einer großen, runden Platte serviert. Jeder bricht sich ein Stück Brot ab und greift damit eine Handvoll Kuskus mit Gemüse. Der Kuskus ist zu einem Hügel aufgehäuft, auf dem das Gemüse geschmackvoll drapiert wurde. Als wir uns durchgegessen haben, kommt darunter leckeres Hähnchen hervor.

Am nächsten Morgen nimmt mich die 10-jährige Mediha mit auf einen Rundgang über den täglichen, bäuerlichen Markt in dieser Kleinstadt. Alles wird angeboten: von der Buttermilch in der Plastiktüte, über Kaktusfeigen, Feigen, Trauben bis hin zu Ziegenköpfen und halben Schafen. Viele überdachte Dreiräder mit Ladefläche, auf denen Menschen, Tiere und Waren transportiert werden, versuchen in der Menschenmenge vorwärts zu kommen.

Selbstverständlich falle ich als einzige Deutsche mit dem Sonnenhut auf. Stolz erzählt Mediha ihrer Mutter, wen wir alles getroffen haben und wie die Leute über uns gestaunt haben. Ich begrüße Menschen, lächle oder nicke ihnen zu. Ich fange an, für die Menschen zu beten – in meinem Herzen – überall wo wir sind: während der Autofahrten und bei den Besuchen. Kinder, die ich auf dem Schoß habe, segne ich im Namen von Jesus. Bisher fand aus dieser Großfamilie nur eine Frau aus dem Islam zum rettenden Glauben an Jesus Christus.