Viele Afghanen sind in den letzten Jahren nach Deutschland gekommen. Doch, wer sind „die Afghanen“, welche Sprachen sprechen sie? Dieser Beitrag gibt Antworten und einen kleinen Einblick auf die Bewohner des krisen-erschütterten Afghanistans mit einer faszinierenden Kultur.

Wer sind die Afghanen?

Afghanistan ist die Heimat verschiedener Völker und Stämme. „Die Nation Afghanistans besteht aus den Völkerschaften der Paschtunen, Tadschiken, Hazara, Usbeken, Turkmenen, Belutschen, Paschai, Nuristani, Aimaq, Araber, Kirgisen, Qizilbasch, Gojar, Brahui und anderen Völkerschaften.“ heißt es in der neuen afghanischen Verfassung (Artikel 4). Nach 40 Jahren Bürgerkrieg und Besatzung ist es schwierig zu sagen, wie viele Menschen noch im Land leben. Schätzungen gehen von 32-37 Millionen aus. Dazu kommen noch 3 Millionen Flüchtlinge, die im Iran und 1,5 Millionen, die in Pakistan leben. Teilweise sind sie dort aufgewachsen. Die größte Volksgruppe sind die Paschtunen mit etwa 45% der Bevölkerung, gefolgt von Tadschiken, Hazara, Usbeken und weiteren Volksgruppen. Afghane sein heißt Muslim zu sein, denn 99,7% sind Muslime, wovon die Mehrheit ca. 85- 89% Sunniten und ca. 10-15% Schiiten sind. In der Volksgruppe der Hazara sind die meisten Schiiten, aufgrund dessen sie stark diskriminiert werden. Sie leben in der zentralen Hochebene in Afghanistan. Man kann sie leicht an ihrem mongolischen Aussehen erkennen.

Welche Sprachen spricht man in Afghanistan?

Jede Volksgruppe spricht ihre eigene Sprache. Jedoch sind Dari (77%) und Paschtu (48%) die offiziellen Sprachen und werden von der Mehrheit gesprochen. Während Dari als Umgangssprache gängig ist, ist Paschtu aktuell die Sprache für politische und juristische Angelegenheiten.

Diverse Minderheiten nutzen lokal zahlreiche weitere Sprachen: Usbekisch, Turkmenisch (3%), Urdu (3%), Belutschi, Paschai und Nuristani (je 1%). Obwohl sie keine Landessprachen sind, werden sie doch in der Grundschule gelehrt und über Radiosendungen und Zeitungen verbreitet. Die Sprache sprechen zu können bedeutet aber nicht, sie auch schreiben zu können. Insbesondere viele in Afghanistan aufgewachsene Frauen können weder lesen noch schreiben, weil sie bis 2001 nicht zur Schule gehen durften. Nur etwa 45% der Afghanen sind alphabetisiert.

Farsi, Persisch, Dari und Paschtu – alles dasselbe?

Farsi und Persisch sind Bezeichnungen für dieselbe Sprache, die offizielle Sprache des Irans. Dari ist dem Persischen sehr nahe verwandt und unterscheidet sich vor allem in der Aussprache der Vokale und einzelner Worte. Dari- und Persisch-Sprecher können sich ähnlich gut verständigen wie Hochdeutsch- und Schweizerdeutsch-Sprechende. Paschtu hingegen ist eine eigenständige Sprache, die von rein Dari-Sprechenden weder gelesen noch verstanden wird. Sie ist eine ostiranische Sprache mit starkem indischen Einfluss, vor allem in der Aussprache. Sowohl Dari und Paschtu benutzen das arabische Alphabet. Sie sind sehr reich an Redewendungen und Kultur. Fragen Sie doch Ihre afghanischen Bekannten beim nächsten Tee oder Kabuli Palau, dem afghanischen Nationalgericht, danach.

Ein informatives Interview über die Hazaren finden Sie auf der Homepage der Zeit.