Familien mit Migrationshintergrund in der Corona-Krise unterstützen

Corona hat die Welt fest im Griff. Für viele Familien bedeuten Schul- und Kitaschließungen nun eine große Umstrukturierung des Alltags. Während ich als Schreiberin dieser Zeilen nun im Home-Office arbeite, mit meinem Mann abwechselnd die Kinder bespaße und wir gleichzeitig irgendwie versuchen zu arbeiten, haben es viele nicht so gut wie wir.

Denn meine Kinder toben durch unser Wohnzimmer, malen mit Kreide auf der Terrasse, buddeln im eigenen Sandkasten oder schaukeln in der Hängematte am Klettergerüst unseres Gartens. Auch wenn wir leider nicht Oma und Opa besuchen können, so telefonieren wir täglich mit ihnen. Gestern Abend haben wir noch eine große Rutsche an neuen Kinderbüchern und Bastelmaterial bestellt, denn fünf Wochen (oder mehr) können lang werden. Sehr lang. Jetzt gerade sitze ich an meinem Laptop, während mein Mann sich mit Rechenmauern beschäftigt und den kleinen Aufsatz unserer Erstklässlerin liest.

Das, was wir hier gemeinsam versuchen zu leisten, können leider viele Eltern in Deutschland so nicht machen. Bildungsferne Haushalte und Menschen, die erst vor kurzer Zeit nach Deutschland gekommen sind, können ihre Kinder nicht so unterstützen, wie diese es vielleicht bräuchten.

Weder haben sie die finanziellen Mittel, Spiele, Bilderbücher und Bastelmaterial zu bestellen, noch haben sie die Möglichkeit, jeden Tag 3 oder 4 Unterrichtsstunden mit den Kindern zu machen. Bei vielen Kindern auf engem Raum wird es zusätzlich kompliziert.

Hier können Sie unterstützen!

Sicherlich haben Sie Kinder in Ihrem Umfeld, die nun von den Schulschließungen betroffen sind: Nachbarskinder, Freunde der eigenen Kinder, Besucher aus Ihrer Gemeinde.
Natürlich sollen Sie die soziale Distanzierung und Ausgangssperren ernst nehmen, aber sie können trotzdem auch aus der Ferne unterstützen und für die Kinder zu Lernpaten werden.

Was kann ich tun?

Tipp einer Lehrerin:
„Gerade Grundschüler sollten jeden Tag je 30 Minuten Lesen (15 Minuten vorlesen und dann Fragen zum Text beantworten), 30 Minuten Schreiben und 30 Minuten Rechnen!“

Viele Kinder werden Material aus der Schule mitbekommen oder Anweisungen der Lehrkräfte erhalten haben. Sonst gibt es gute Arbeitsblätter im Internet. Erkundigen Sie sich also bei den Eltern, ob sie wissen, was die Schule den Kindern mitgegeben hat. Falls es keine offiziellen Anweisungen gibt, können Sie bei verschiedenen Anbietern Material herunterladen und ausdrucken. Zum Beispiel hier: www.grundschulkoenig.de

Schenken Sie den Kindern eine Struktur! Feste Zeiten, in denen Sie sich zum Telefonat verabreden helfen enorm, um emotional nicht ins Chaos zu stürzen:
Zum Beispiel können Sie morgens per Telefonat um 9 Uhr klären, was heute gelernt wird. Später rufen Sie noch einmal an, um das Gelernte zu besprechen. Ein kurzer Anruf kann einen großen Unterschied für ein Kind machen und wird für Eltern, die ihre Kinder nicht besonders unterstützen können eine enorme Hilfe sein. Mit älteren Kindern mit eigenen Smartphones können sie Lern-Whats-App-Gruppen gründen.

So kann Ihre Hilfe konkret aussehen:

Hilfe in Mathematik

Lassen Sie sich per WhatsApp oder anderen Messangerdiensten die letzten Seiten aus dem Mathebuch zuschicken. Dann können Sie in etwa einschätzen, wo die Kinder aktuell stehen.

Ein grober Überblick für den Mathematikunterricht ist:
– In der ersten Klasse rechnet man jetzt im Zahlenraum bis 20. Wahrscheinlich beginnt man gerade die Subtraktion zu erarbeiten.
– In der zweiten Klasse rechnet man im Zahlenraum bis 100. Neben der Addition und der Subtraktion geht es nun auch um das kleine 1×1.
– In der dritten Klasse geht es um den Zahlenraum bis 1000: Addieren und Subtrahieren großer Zahlen, Wiederholung des 1×1, Divison (Teilen) mit Rest, Runden und Überschlag, (halb-) schriftliches Rechnen. Lassen Sie sich von dem Kind erklären, was es gerade gelernt hat. Da können Sie ansetzen. Es gibt viele verschiedene Methoden. Verwirren Sie das Kind nicht, sondern unterstützen Sie es bei der Methode, die die Schule gewählt hat.
– In der vierten Klasse geht um die großen Zahlen: Bis zum Zahlenraum Millionen wird nun gerechnet: Addition, Subtraktion, Multiplikation, Division sowie das Rechnen mit Einheiten, schriftliche Rechenwege und vieles mehr.

Telefonieren Sie täglich mit den Kindern zu festen Zeiten! Lassen Sie sich die Aufgaben erklären. Am besten geht das über Videotelefonie oder lassen sie sich über WhatsApp die bearbeitete Seite zuschicken. So können Sie den Kindern auch die Aufgaben erklären, wenn die Eltern es nicht können.

Deutsch für Kinder mit Migrationshintergrund in der Zeit der Schulschließung

Das Thema Schreiben kann vielseitig aussehen und kann wunderbar individuell auf das Kind angepasst werden. Das Wichtigste ist: Geben Sie dem Kind einen motivierenden Schreibanlass! Schreiben um des Schreibens willen ist langweilig. Aber Schreiben kann für verschiedene Dinge genutzt werden: Tagebücher, Briefe, Postkarten, Fotoalben, eigene Geschichten, Comics: Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Oft reichen ein kleiner Anstoß und ansprechendes Material: Ein schönes Notitzbuch, tolle Stifte, ein leeres Fotoalbum: Hier können Sie auch von außen motivieren! 

Lassen Sie sich Postkarten und Briefe schreiben. Schicken Sie den Kindern selbst Briefe und Karten oder auch Fotos.
Fotos können in Fotoalben geklebt und beschriftet werden. In der Drogerie können Sie Bilder von Ihrem Handy ausdrucken und mit einem schönen Album in den Briefkasten einwerfen. Freuen Sie sich gemeinsam mit dem Kind darauf, die Alben in einigen Wochen gemeinsam anzusehen.

Schicken Sie den Kindern Rätselbücher und schöne Kinderbücher, die sie in dieser schweren Zeit ablenken und Hoffnung schenken.

Ältere Kinder der weiterführenden Schulen kann man zum kreativen Schreiben auffordern: Auf bekannte Melodien können sie neue Liedtexte erstellen. Vor allem Hiphop ist sehr kreativ und motiviert auch Jungen zum Reimen und Formulieren! Die sogenannte „Fanfiction“ lässt Charaktere aus Filmen oder Büchern eigene Abenteuer erleben. Vielleicht haben die Kinder Spaß daran, Ihnen eine Geschichte zu einem Held ihrer Lieblings-TV-Serie zu schreiben? Anschließend können die Kinder Ihnen ihre Geschichte am Telefon vorlesen!

Lesen im Homeschooling

Gerade Kinder mit Migrationshintergrund benötigen Lesepaten. Vorgelesen bekommen und selber Vorlesen sind wichtig, um eine Sprache in all ihren Facetten zu erleben.
Lassen Sie sich über das Telefon vorlesen und lesen Sie selbst vor! 
Bei den großen Plattformen gibt es außerdem viele Hörbücher für Kinder: Amazon Music (kostenpflichtig) bietet die Klassiker wie Benjamin Blümchen für diejenigen, die ein Prime-Abo haben. Auf Spotify (kostenlos) kann man man täglich 1-2 Stunden den Podcast der Sendung mit der Maus hören.
Aber auch christliche Verlage und Orientierung: M bietet eine Vielzahl an guten Hörbüchern für Kinder und Jugendliche. Kennen Sie schon das Geschichten-Telefon?

Fremdsprachen

An vielen Grundschulen startet der Englischunterricht bereits in der ersten Klasse, je nach Bundesland spätestens in der dritten.
Vor allem bei Kindern in der weiterführenden Schule ist es wichtig, Vokabeln und auch unregelmäßige Verben u.ä. zu wiederholen. Auch das geht per Telefon.

 

Fernsehen und Tablet in der Quarantäne

Bitten Sie die Eltern trotz der Krisenzeit, die Kinder nicht nur sinnlos vor dem Fernseher zu parken, sondern die Programme kritisch zu hinterfragen.
Die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender bieten sinnvolle Kindersendungen für alle Altersstufen, die nicht nur Berieselung sind, sondern den Kindern helfen im Schulstoff weiter zu kommen. Passend zu den Sendungen gibt es oft weiterführende Aufgaben, die man herunterladen und ausdrucken kann.

Ab Mittwoch dem 18. März sendet die „Sendung mit der Maus“ täglich im TV. Die Sendungen sind auch online verfügbar. Auch „Planet Wissen“ wird regelmäßig für Schulkinder der älteren Jahrgänge senden.
Auf dem Handy oder dem Tablet kann man außerdem Lern-Apps installieren. Größere Anbieter wie Scoyo und Learnattack bieten gratis Probeabos an. Aber auch so findet man in den App-Stores kostenfreie Lernspiele für alle Altersklassen.

Natürlich sind Handys auch eine Chance, Gott besser kennen zu lernen.

Bewegung in der Ausgangssperre

In den ersten Bundesländern und in Österreich gibt es Bewegungseinschränkungen. Außerdem sollen Kinder in ganz Deutschland nicht mehr auf Spielplätzen spielen, um sich nicht mit Corona anzustecken.
Kontaktarme Sportarten sind aber zurzeit trotzdem möglich:
Federball, Tischtennis und Radfahren sind Möglichkeiten, trotzdem gemeinsam Spaß ohne Körperkontakt zu haben und den Sicherheitsabstand von 1,5-2 Metern zu gewährleisten.

Für den Fall, dass wegen Quarantäne und einer allgemeinen Ausgangssperre die Wohnung nicht verlassen werden darf: Machen Sie mit den Kindern über Video-Telefonie Gymnastik! So bekommt man Kinder ausgepowert (was ich aus eigener Erfahrung sagen kann!). Das entlastet die ganze Familie und die Eltern! Regen Sie Teenager an, sich Fitness-Apps auf das Handy zu laden. Auch auf YouTube findet man viele Kinder-Gymnastik-Videos!

Weitere Tipps finden Sie hier!

Danke für Ihre Hilfe

Danke, wenn Sie Familien helfen und Menschen in Not eine Unterstützung sind. Dank der neuen Medien und vielen Möglichkeiten der Kommunikation, können wir einander unter die Arme greifen, auch ohne uns selbst zu gefährden. Passen Sie auf sich auf!