Die Gemeinde Jesus Christi: machtlos ausgeliefert, doch stärker als der Tod

Wie wird sich der Siegeszug der Taliban auf die kleinen Gruppen von Christus-Gläubigen in Afghanistan auswirken? –
Wir möchten hier keine Prognose wagen. Durch die folgende Betrachtung wollen wir aber zum hoffnungsvollen Gebet für unsere
Glaubensgeschwister in einer Zeit großer Gefährdung ermutigen.

Das Wort „Gemeinde“ (ekklesia – Herausgerufene) kommt im Neuen Testament zum ersten Mal im Matthäus-Evangelium 16,18 vor – an einer sehr zentralen Stelle. Jesus hat gerade seine Jünger gefragt, was die Leute im Volk über ihn denken, und dann fragt er sie selber: „Ihr aber, was sagt ihr, wer ich bin?“ Simon Petrus aber antwortete und sprach: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“ Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: „Glückselig bist du, Simon, Bar Jona; denn Fleisch und Blut haben es dir nicht geoffenbart, sondern mein Vater, der in den Himmeln ist. Aber auch ich sage dir: Du bist Petrus, und auf diesem Felsen werde ich meine Gemeinde bauen, und die Türen des Totenreichs werden sie nicht überwältigen.“ (Mt 16,15-18)

Ich werde meine Gemeinde bauen

Diese Aussage machte Jesus in einer einsamen Gegend im Norden Israels vor zwölf unbedeutenden Männern, von denen keiner große Gelehrsamkeit, nennenswerten Reichtum oder bedeutenden Einfluss aufzuweisen hatte. Später, als es nur noch elf waren, sagte er ihnen: „Geht nun hin und macht alle Nationen zu Jüngern…!“ (Mt 28,19) Welche Chancen hatte denn dieses ganze Unternehmen? Menschlich gesehen doch keine!

Sehr bald nach der Kreuzigung Jesu wurde seine Gemeinde verfolgt; der „Hohe Rat“ wollte die Apostel umbringen, weil sie von Jesus Christus redeten. Der Pharisäer Gamaliel hatte allerdings recht mit seinem Einwand: „Und jetzt sage ich euch: Steht ab von diesen Menschen und lasst sie! Denn wenn dieser Rat oder dieses Werk aus Menschen ist, so wird es zugrunde gehen; wenn es aber aus Gott ist, so werdet ihr sie nicht zugrunde richten können…“ (Apg 5, 38f) – Die Gemeinde ist nicht zugrunde gegangen, sondern hat sich – unter viel Verfolgung – weltweit ausgebreitet.

Petrus, der Fels

Zum Grundstein seiner Gemeinde macht Jesus seinen Jünger Petrus, den Fischer, den „Kleingläubigen“, den Jesus aus dem Wasser ziehen musste (Mt 14,31), den Voreiligen, der meinte, Jesus korrigieren zu müssen (Mt 16,22), den Verleugner (Mt 26,69-75) … Petrus ist aber auch einer, der erlebt, mit welcher Treue Jesus ihn liebt, ihn korrigiert, ihm vergibt … und der diese Liebe mit seiner Liebe beantwortet (Joh 21,15-17).
Grundstein der Gemeinde Jesu Christi ist dieser Mann, der durch Gottes Geist erkennt, wer Jesus ist, der in seinem Bekenntnis zu Jesus als dem Christus auch für die anderen Jünger spricht und dem die Gnade und Geduld Jesu seine Stärke und Festigkeit geben. Zu diesem ersten Stein kommen weitere Steine mit dem gleichen Bekenntnis und mit ähnlichen Erfahrungen – und so, auf der Basis der Gnade und Geduld Jesu, wächst die Gemeinde des Christus: „Ihr seid aufgebaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten, wobei Christus Jesus selbst Eckstein ist. In ihm zusammengefügt, wächst der ganze Bau zu einem heiligen Tempel im Herrn, und in ihm werdet auch ihr mit aufgebaut zu einer Behausung Gottes im Geist.“ (Eph 2,20-22)

Stärker als das Totenreich

Die “Türen des Totenreichs” öffnen sich für jeden Menschen bei seinem Tod – und erweisen ihre Macht, indem sie keinen wieder frei und ins Leben zurückkehren lassen. Werden sie nicht für die, die sich zu Jesus bekennen, in besonderer Weise zur Bedrohung werden?
Denn die Feinde Jesu, die ihn durch die Kreuzigung “beseitigen” wollten, werden auch versuchen, seinen Anhängern das Leben zu nehmen; so meinen sie, diese ganze “Sache mit Jesus” aus der Welt schaffen zu können. In seinen Abschiedsworten in der Nacht vor seiner Kreuzigung sagte Jesus seinen Jüngern sehr deutlich: „Wenn die Welt euch hasst, so wisst, dass sie mich vor euch gehasst hat … Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen; wenn sie mein Wort gehalten haben, werden sie auch das eure halten.“ (Joh 15,18-21)

Wer aber an Jesus, den Christus, den Sohn des lebendigen Gottes – den Gekreuzigten – glaubt, der gehört auch zum Auferstandenen. Ebenfalls in der Nacht vor seinem Tod versprach Jesus seinen Jüngern: „Ich werde euch nicht verwaist zurücklassen, ich komme zu euch. Noch eine kleine Weile, und die Welt sieht mich nicht mehr; ihr aber seht mich: weil ich lebe, werdet auch ihr leben.“ (Joh 14, 18f) Konfrontiert mit der Macht des Todes, nachdem sein Freund Lazarus gestorben war, sagte Jesus: „Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er gestorben ist; und jeder, der da lebt und an mich glaubt, wird nicht sterben in Ewigkeit.“ (Joh 11, 25f)

Was sagt ihr, wer ich bin?

Darauf kommt alles an: Wer ist Jesus Christus wirklich? – Wenn er nur der ist, für den ihn die meisten Leute damals hielten: „Einige sagen: Johannes der Täufer; andere aber: Elia; und andere wieder: Jeremia oder einer der Propheten“ (Mt 16,14); wenn er (nach heute weit verbreiteter Meinung) lediglich „ein guter Mensch“, ein Wanderprediger oder ein religiöser Lehrer war, dann ist seine Gemeinde im Grunde bedeutungslos, dann ist es sinnlos, an ihn zu glauben und ihm nachzufolgen. Wenn er aber der ist, zu dem Petrus sich bekannt hat: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes“, wenn er „die Auferstehung und das Leben“ ist, dann ist die alles entscheidende Entscheidung, ihm das Leben anzuvertrauen. Denn er, und nur ER, kann ewiges Leben schenken – das auch der Tod nicht vernichten kann.

Nur er konnte seinen Jüngern sagen: „Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter Wölfe“ (Mt 10,16), ohne sie damit sinnlos zu „verheizen“. So erlebte auch der Apostel Paulus Bewahrung und Stärkung durch den Auferstandenen: „In allem sind wir bedrängt, aber nicht erdrückt; keinen Ausweg sehend, aber nicht ohne Ausweg; verfolgt, aber nicht verlassen; niedergeworfen, aber nicht vernichtet; allezeit das Sterben Jesu am Leib umhertragend, damit auch das Leben Jesu an unserem Leibe offenbar werde.“ (2. Kor 4, 8-10)

Lassen Sie uns diesen auferstandenen Herrn bitten, auch in Afghanistan seine Gemeinde zu schützen und zu stärken und gerade durch die bedrohten Gläubigen vielen zur Quelle des ewigen Lebens zu werden!

Übrigens:

Verfolgung von Menschen, die dem lebendigen Gott folgten, gab es schon zu Zeiten des Alten Testaments. Aufgrund einer Morddrohung musste der Prophet Elia in die Wüste flüchten. Dort klagte er Gott seine Situation: „Ich habe sehr geeifert für den HERRN, den Gott der Heerscharen. Deinen Bund haben die Söhne Israel verlassen, haben deine Altäre niedergerissen und deine Propheten mit dem Schwert umgebracht! Und ich allein bin übriggeblieben, ich allein, und nun trachten sie danach, auch mir das Leben zu nehmen.“ (1. Könige 19,10) Gott aber antwortet ihm (V. 18): „Ich habe 7000 in Israel übrig gelassen, alle die Knie, die sich nicht vor dem Baal gebeugt haben, und jeden Mund, der ihn nicht geküsst hat.“ – Der lebendige Gott kann auch heute seine bedrohte Gemeinde unter seinen Schutz nehmen. Darum sollten wir ihn vertrauensvoll bitten!

aus dem #spezial 4/2021. Sie dürfen diesen Artikel kopieren unter Angabe der Herkunft www.orientierung-m.de