Tipps für eine Strategie zur Vermeidung von Gewalt

In Konfliktsituationen, die zu Gewalt führen können, z. B. in der Bahn, auf dem Schulhof oder auf der Straße, gibt es eine klare Logik: Aktion führt zur Reaktion. Die Konfliktparteien orientieren ihr eigenes Handeln in extremer Weise am Handeln des Kontrahenten. Eine Konfliktspirale beginnt. Um den „Aufschaukelungs-Prozess“ zu unterbrechen, muss eine Seite Deeskalationsschritte unternehmen.

In der unmittelbaren Gefahr ist es entscheidend, dass das Opfer sofort Öffentlichkeit herstellt, indem es laut um sich ruft und damit Regie übernimmt und Hilfe holt. Das sollte ganz konkret geschehen, z. B. „Sie da vorne, in dem blauen Pullover…“ Gehen Sie als Opfer sofort auf räumliche Distanz zum Täter und halten Sie Abstand zu ihm. Lassen Sie sich nicht provozieren. Kontrollieren Sie Ihre eigene Wut! Das Opfer darf den Täter auf keinen Fall berühren!

Je mehr Helfer gerufen werden, umso besser. Das führt zur Verteilung der Verantwortung. Auch hinzugerufene Helfer sollten auf keinen Fall den Täter anfassen oder angreifen. Sie sollten versuchen, das Opfer aus dem „Magnetfeld“ des Täters zu ziehen, falls das noch nicht geschehen ist. Als Magnetfeld wird die Distanz zwischen Täter und Opfer von weniger als 3,6 Metern verstanden. Das entspricht der durchschnittlichen „sozialen Distanz“ zwischen Menschen.

Eine Eskalation zur Gewalt bahnt sich in der Regel in klaren Schritten an. Der Täter versucht, das Opfer in seinen Einflussbereich zu bringen, um hierarchisch über ihm zu stehen. Wer sich darauf einlässt und zum Täter hingeht, ermöglicht ihm, auf der Eskalationsleiter weiter aufzusteigen. Dann hat man den Konflikt angenommen. Wenn das Opfer stehen bleibt, geht die Person das Risiko ein, dass der Täter auf sie zugeht. Wer schimpft und dann weitergeht, provoziert den Täter, so dass er sich dem Opfer nähert. Wer weitergeht und den Täter ignoriert, zeigt diesem, dass er als Opfer ausfällt.

Nach unterschiedlichen wissenschaftlichen Theorien können im Vorfeld folgende Faktoren die Gefahr von Gewaltausbrüchen zurückdrängen:
• Ausleben emotionaler Spannungszustände ermöglichen, Raum für Aktivitäten geben
• Verbalisieren von Ärgergefühlen, andere Interpretationsmöglichkeiten aufzeigen, Entspannungsübungen
• Erwünschtes Verhalten bekräftigen, unerwünschtes hemmen
• Motive und Verlauf der Aggression rekonstruieren, für die Folgen sensibilisieren
• Erkennen von verborgenen Ängsten, Vertrauen und Geborgenheit schaffen, Anerkennung fördern, Selbstwertverletzungen vermeiden
• Verbesserung der Lebensumstände, Abbau von sozialer Ungleichheit, Förderung für Benachteiligte, Chancengleichheit
• Herauslösen aus antisozialen Gruppen, alternative Zugehörigkeit bieten
• Gezielte Förderung der moralischen Verantwortung
• Erlernen von alternativen Formen der Konfliktlösung
• Interaktion sowie positive Beziehungen und Emotionen ermöglichen
• Mitsprache und Partizipation fördern
• Demokratischer Umgang mit Jugendlichen, auf Macht verzichten
• Soziale Kontrolle durch Familie und Freunde
• Vermeidung der Etikettierung als asozial etc.
• Entwicklung von Kompetenzen und Fähigkeiten fördern, damit Menschen sich nicht als „unfähig“ oder „Versager“ empfinden
• Kritik an aggressiven und gewaltverherrlichenden Männerbildern

Als Christen können wir einige dieser Elemente aufnehmen. Wir reden nicht schlecht über Muslime und stempeln sie nicht mit negativen Etiketten ab. Anstatt dessen hören wir ihnen zu.
Wir sollten muslimischen Kindern und Jugendlichen Aktionsmöglichkeiten und Entdeckungsfelder für ihre Begabungen und Erfolgserlebnisse bieten. Sie finden in unseren Kreisen und in Freundschaften mit uns trotz aller Unterschiede Anerkennung und können Vertrauen und Liebe genießen. Sie sollten miterleben können, wie wir unterschiedliche Meinungen betend und mit Liebe stehen lassen können. Vielleicht fallen Ihnen noch andere praktische Anwendungen dazu ein?

Auf den Internetseiten

www.coolsein-coolbleiben.de und

www.gewalt-deeskalationstrainings.de

können Sie eine Anleitung für das richtige Verhalten in Gewaltsituationen finden und eine Schulungsmöglichkeit finden.

Orientierung 2014-03; 26.08.2014
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