Kulturschock bei Flüchtlingen verstehen

Flüchtlinge erleben – in Deutschland angekommen – ­einen richtigen Kulturschock: der ­„Lagerkoller“, die Unterkunft ohne viel Privatsphäre, gegenseitiges Misstrauen und spärliche sanitäre Einrichtungen und die Ablehnung durch andere Migranten, die schon länger in Deutschland sind. Diese fürchten um finanzielle Einbußen oder Engpässe auf dem Wohnungsmarkt.

Dann der Kulturschock durch uns Deutsche: Nicht weil wir Deutsche so schwierig sind, sondern weil wir so anders als sie sind. Das wird nicht nur an der Art, was und wie wir essen, sondern auch an unserem Umgang zwischen den Geschlechtern deutlich.

Doch vor allem müssen die Flüchtlinge eine neue Sprache lernen. Das wirft sie sozusagen ins Kindesalter zurück und frustriert sie sehr. Einfachste Dinge sind durch mangelnde Sprachkenntnisse blockiert. Wenn wir sie als Sprachpaten begleiten, hilft ihnen das ganz entscheidend.

Viele sind durch Krieg, Gewalt oder Verletzungen traumatisiert; sie erlebten den Stress der Flucht und der Ungerechtigkeit; und jetzt auch noch den Kulturstress! Es ist völlig verständlich, dass manche erst einmal apathisch und nicht voll leistungsfähig sind. Zusätzlich gibt es Minderjährige, die bereits vorher ein zerrüttetes Leben hatten. Da sollten wir mit viel Geduld, Freundlichkeit und Liebe reagieren und Verständnis zeigen. Kleine Dinge können schon viel bedeuten, wie z.B. eine Kleinigkeit wie Obst mitbringen oder ihnen freundlich zunicken. Wenn möglich, ist es gut, wöchentlich einen Besuch abzustatten. Es ist wichtig, ein verlässlicher Partner für sie zu werden.

Mütter und Frauen können sich zumindest um Kinder, Essen und Kleidung kümmern. Männer haben daran traditionell kaum einen Anteil und damit weniger Aufgaben im Asylheim. Das schwächt ihr Selbstbewusstsein – ein zusätzliches Problem! Kleine Erfolgserlebnisse, auch ganz ohne Sprachkompetenz, zum Beispiel beim Fußball oder einem anderen Sport können da „Wunder wirken“.