Wer in westlichen Großstädten auf einen Büchertisch mit „missionierenden“ Muslimen trifft, hat es dort sehr häufig mit „Ahmadis“ zu tun, den Anhängern der „Ahmadiyya Muslim Jamaat“ (Jamaat = Gemeinde). Mit Eifer, bunten Broschüren und auf den Westen zugeschnittenen Parolen versuchen Ahmadis, die eigene Vorstellung vom Islam auch in christlichen Ländern zu propagieren. So rief der 3. Kalif der Bewegung bei einer Rede in London aus: „Kommt her und nehmt den Islam an,…, denn darin liegt all Euer eigenes Gutes und das Gute Eurer zukünftigen Generationen…“

Geschichte

Der Begründer der Ahmadiyya-Gemeinde, Hazrat Mirza Ghulam Ahmad wird 1835 in Qadian in Nordindien geboren. Aufgrund angeblicher Offenbarungen Allahs erklärt er sich zum „Auserwählten Gottes“, später zum Propheten. Ghulam Ahmad beansprucht, die Erfüllung von Verheißungen verschiedener Religionen zu sein. In ihm ist der Messias Jesus, der verheißene Krischna und der Imam Mahdi, den die Schiiten erwarten, gekommen. Seine Aufgabe sieht Ghulam Ahmad darin, den Islam zu reinigen, wiederzubeleben und weltweit auszubreiten. Er verheißt seinen Anhängern, „innerhalb von 300 Jahren nach ihrer Entstehung werde die Gemeinde nahezu die ganze Welt umfassen, so dass die Erde in die Bruderschaft des Islams eintreten wird.“ 1889 gründet Ahmad die „Ahmadiyya Muslim Jamaat“ und beginnt eine rege Missionstätigkeit, die nach seinem Tod im Jahre 1908 von seinen Nachfolgern (Kalifen) weltweit fortgesetzt wird. 1913 schickt man den ersten Missionar nach England, 1920 nach Amerika, 1923 nach Deutschland. Seit Beginn einer systematischen Verfolgung der Ahmadiyya durch sunnitische Muslime in Pakistan kamen viele pakistanische Ahmadis als Asylbewerber nach Deutschland. Nach Angaben der Bewegung gab es 1994 20.000 Anhänger in Deutschland, davon vermutlich nur ca. 200 Deutsche. Weltweit soll die Ahmadiyya 12 Millionen Mitglieder haben. Sie ist besonders stark in Westafrika verbreitet. In Gambia gab es in den sechziger Jahren sogar schon einmal einen Ahmadi als Staatsoberhaupt. Führer der weltweiten Gemeinde ist Mirza Masroor Ahmad als fünfter Khalif mit dem Titel Khalifatul Masih V.

Sind Ahmadis Muslime?

Das pakistanische Parlament verabschiedete im Jahr 1974 eine Resolution, in der alle Ahmadis zu Nicht-Muslimen erklärt wurden, ebenso die muslimische Weltliga (http://de.wikipedia.org/wiki/Ahmadiyya). Dabei verstand sich Mirzat Ghulam Ahmad, der Gründer der Ahmadiyya, ja als Reiniger des Islam. Die üblichen Lehren und Pflichten des Islam werden bis heute von jedem Ahmadi akzeptiert. Stein des Anstoßes ist für die anderen Muslime vor allem die Lehre von den Propheten. Nach ihnen war Mohammed der letzte Gesandte Gottes, das „Siegel der Propheten“. Zwar erkennen Ahmadis Mohammed als letzten gesetzgebenden Propheten an. Nach ihm habe es jedoch immer wieder sogenannte „Schattenpropheten“ gegeben, zu denen auch Ghulam Ahmad gehört habe. Auch diese Mohammed untergeordneten Männer, hören Gottes Stimme und geben seinen Willen weiter. Unterschiede zur islamischen Orthodoxie gibt es auch in der Darstellung der Geschichte Jesu. Die meisten islamischen Theologen lehren, Gott habe einen anderen an Jesu Stelle kreuzigen lassen. Jesus sei leibhaftig in den Himmel aufgenommen worden. Der Gründer der Ahmadiyya behauptete dagegen, Jesus sei gekreuzigt worden, aber nur scheintot gewesen. Seine Jünger hätten ihn gepflegt, bis er stark genug gewesen sei, nach Kaschmir im heutigen Indien auszuwandern. Dort habe er den verlorenen Stämmen Israels gepredigt und sei im Alter von 120 Jahren eines natürlichen Todes gestorben. So abenteuerlich diese Geschichte auch ist – sie hat selbst in nicht-muslimischen Kreisen Resonanz gefunden. Pluspunkte können Ahmadis im Westen dadurch verbuchen, dass sie bei der Ausbreitung des Islam Gewalt ablehnen. In der Auseinandersetzung um den Schriftsteller Rushdie beispielsweise hoben sie sich damit vom fundamentalistischen Islam ab. „Dschihad“ (heiliger Krieg) ist für sie die Ausbreitung des Islam mit friedlichen geistigen Mitteln.

Christen und Ahmadis

Eine besondere Herausforderung für Jünger Jesu stellt die Ahmadiyya-Gemeinde insofern dar, als sie sich in ihren Missionsbemühungen offensiv an die christliche Welt wendet. So wurde z. B. auf dem Frankfurter Kirchentag 1987 von Ahmadis ein „Offener Brief an die Christenheit“ verteilt. Ahmadiyya- Missionare versuchen, mit Bibelzitaten und logischen Schlüssen zu beweisen, dass Jesus nicht Gott war, dass er nur scheintot war oder dass Mohammed schon in der Bibel verheißen wurde. Christen werden sich im Gespräch mit Ahmadis auf argumentativ geführte Diskussionen einzustellen haben und dabei ihre Bibel gut kennen müssen. Auch wenn Ahmadis die Ausbreitung des Glaubens mit Gewalt ablehnen und stärker als andere Muslime geistige Werte betonen: Die Ahmadiyya lehnt, wie der orthodoxe Islam, gerade die entscheidenden Heilstatsachen ab: die Gottessohnschaft Jesu und seinen stellvertretenden Tod am Kreuz. Daher stellt auch die Ahmadiyya eine anti-christliche Lehre dar. Ihr Gründer Mirzat Ghulam Ahmad, der sich als wiedergekommenen Messias bezeichnete, fällt unter das Urteil Jesu: „Es werden falsche Christi und falsche Propheten aufstehen.“ (Mt. 24,23-24a)

 

Orientierung 1997-05; 15.11.1997

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