Einen anderen Glauben zu tolerieren heißt nicht, diesen als wahr zu akzeptieren, wohl aber, dass man Andersgläubige respektiert und ihnen die Freiheit gibt zu glauben, was ihrer Überzeugung entspricht. Wenn wir verstehen wollen, was Muslime meinen, wenn sie den Islam als „tolerant“ bezeichnen, müssen wir das Leben ihres Propheten Mohammed betrachten. Denn Muslime sollen sich in jedem Detail an seinem Vorbild ausrichten (Sure 33,21.36).

1. Glaubens-Toleranz im Leben Mohammeds

Aus der Anfangszeit des Wirkens Mohammeds in Mekka finden wir in Sure 43,88-89 den an ihn gerichteten Befehl, Nichtmuslime nicht zu behelligen: „Er (Mohammed) spricht: O mein Herr, es sind ungläubige Menschen. Gott aber antwortet: Trenne dich von ihnen, und sprich: Friede…“ Als Mohammed als Warner auftrat und mit seiner kleinen Gruppe von Nachfolgern viel Spott und Leid ertragen musste, finden wir im Koran die tolerante Aussage an die Adresse seiner Gegner: „Ihr habt eure Religion, und ich habe die meinige“ (109,6). Die Mekkaner sahen durch die Predigt Mohammeds von dem einen Gott ihre wirtschaftliche Existenz als Wallfahrtsort mit der Verehrung vieler Götter in Gefahr (9,28). Einige der ersten Muslime waren Sklaven und wurden von ihren Herren wegen ihres neuen islamischen Glaubens misshandelt oder sogar getötet. Daraufhin flüchteten einige von Mohammeds Anhängern auf das Gebiet des heutigen Äthiopiens, wo sie bei orthodoxen Christen Zuflucht fanden. – Auch noch in der ersten Zeit in Medina, als Mohammed sich als Politiker und später als Feldherr betätigte, finden wir die Aussage: „Es gibt keinen Zwang in der Religion“ (2,256). Er hoffte noch, die Juden der Stadt durch Argumente für den Islam gewinnen zu können. Ähnliche Aussagen Mohammeds gibt es in den Hadith-Sammlungen.

2. Aufforderung zur Gewaltanwendung als Verteidigung und zur Ausbreitung des Islam

Nach der Auswanderung in die Stadt Medina hatten die Nachfolger Mohammeds dort keine direkte physische Gewalt durch Nichtmuslime zu erwarten. Sie konnten zahlenmäßig stark wachsen. Trotzdem finden wir in Sure 2 bereits die Erlaubnis und Aufforderung zur Gewaltanwendung: „Tötet für den Weg Gottes die, so euch töten wollen, jedoch beginnt nicht ihr die Feindseligkeit …Tötet sie, wo ihr sie auch trefft, vertreibt sie, von wo sie euch vertrieben … Wenn sie sich aber bessern, dann ist Gott versöhnend …Bekämpft sie, bis die Versuchung aufgehört und die Gottesreligion gesiegt hat…“ (Ausschnitte aus 2,190-194; s.a. 22,39-41; 4,91). Mohammed hatte mekkanische Karawanen überfallen und fand sich dem militärischen Widerstand der noch animistischen Mekkaner gegenüber. Ebenso spürte Mohammed den Spott einiger Mitglieder der drei jüdischen Stämme in Medina, die in ihm einen falschen Propheten sahen.

3. Offensive Kriegsführung um des islamischen Glaubens willen

Nachdem sich Mohammeds politische und militärische Übermacht gefestigt hatte, finden sich deutliche Anweisungen zur Ausbreitung des Glaubens durch Gewalt und Benachteiligung Andersgläubiger in den letzten ihm offenbarten Suren: „… tötet die Götzendiener, wo ihr sie auch finden mögt; oder nehmt sie gefangen, oder belagert sie, und lauert ihnen auf allen Wegen auf. Bereuen sie dann, und verrichten sie das (islamische) Gebet zur bestimmten Zeit und geben (islamische) Almosen, dann lasst sie frei ausgehen; denn Gott ist verzeihend …“ (9,5; s.a. 9,36+41; 8,39+60; 4,89). Mohammed selbst leitete eine ganze Anzahl von Kriegs- und Eroberungszügen und befahl eine noch größere Zahl. So finden sich z. B. in den Hadith-Sammlungen Al-Buchari und Muslim ganze Abschnitte zum Verhalten bei Kriegshandlungen. Animisten wird verboten, zum mekkanischen Tempel (Kaaba) zu pilgern: „O ihr Gläubigen, wahrlich die Götzendiener sind als unrein zu betrachten und sie dürfen daher, wenn dieses Jahr vorüber ist, sich dem heiligen Tempel nicht mehr nähern…“, und Muslime werden aufgefordert, gegen die Buchbesitzer, also Juden und Christen, zu kämpfen und sie wirtschaftlich und sozial zu demütigen, damit auch sie den Islam annehmen: „…Bekämpft diejenigen der Schriftbesitzer, welche nicht glauben an Gott und den Jüngsten Tag, und die das nicht verbieten, was Gott und sein Gesandter verboten, und sich nicht zur wahren Religion (Islam) bekennen, solange, bis sie ihren Tribut entrichten und gänzlich unterworfen sind … die Christen sagen: Christus ist der Sohn Gottes. Sie sprechen das nur mit dem Munde, und wiederholen so, was die Ungläubigen, welche vor ihnen lebten, bereits gesagt haben. Gott wird sie schon strafen ihrer Lügen wegen“ (9,28-31). Der Koran befiehlt auch solchen Muslimen den Krieg, die mit Gewalttat nichts zu tun haben wollen: „Der Krieg ist euch vorgeschrieben, und er ist euch verhasst? Aber vielleicht, dass ihr etwas hasst, was gerade gut, und vielleicht, dass ihr etwas liebt, was euch gerade schädlich ist. Gott weiß das, ihr aber nicht“ (2,216). In den Hadithen finden wir diese Aussagen bestätigt, nach denen Mohammed Menschen bedrohte, bis sie den Islam annahmen: „Allahs Apostel sagte: Mir wurde befohlen die Menschen zu bekämpfen, bis sie sagen: „‚Niemand außer Allah darf angebetet werden.‘ Und wenn sie das sagen und unser Gebet beten (arabisches Salat) und die gleiche Gebetsrichtung haben und schlachten, wie wir schlachten, dann ist ihr Blut und Besitz heilig (d. h. dann werden sie verschont)“ (Al-Buchari, Band 1, Buch 8 Nr. 387).

Fazit

Im Koran stehen sowohl Verse, die zur Toleranz aufrufen, als auch Verse, die den Kampf gegen Nichtmuslime, besonders vom Islam Abgefallene, anordnen. Das gibt Muslimen die Möglichkeit, aus den vielfältigen Aussagen des Koran die Verse auszuwählen, die ihnen am meisten zusagen, und sich je nach Situation an den einander widersprechenden Verhaltensweisen Mohammeds zu orientieren. Damit bleiben die islamischen Aussagen zur Toleranz letztlich unverbindlich. So können tolerant denkende Muslime im Koran durchaus Zitate finden, die ihre Meinung bestätigen. Die islamische Theorie der Aufhebung früherer Koranverse durch spätere verleiht allerdings den von Intoleranz geprägten Aussagen ein stärkeres Gewicht. So erscheint der Islam als ein politisches, kulturelles, wirtschaftliches und religiöses (theokratisches) System, welches das Gesetz Gottes, die Scharia, für alle Menschen durchsetzen will. Der Islam neigt deshalb nicht zur Toleranz. Wenn sich in Zukunft in Europa eine starke islamische Minderheit oder sogar Mehrheit bildet, ist zu erwarten, dass (wie heute in islamischen Ländern sichtbar) Andersgläubige und vom Glauben Abgefallene unterdrückt und verfolgt werden. Eine vergleichbare Theokratie gab es nur im Alten Testament im jüdischen Volk, das in einem örtlich und zeitlich sehr begrenzten Rahmen das Gericht Gottes ausüben sollte – und das später selber unter Gottes Gericht furchtbar zu leiden hatte, wie im Alten Testament zu lesen ist. Dabei wurde aber nie zur Gewaltanwendung für die Ausbreitung des jüdischen Glaubens aufgefordert oder diese gutgeheißen. Das ist ein entscheidender Unterschied! – Christen können als Nachfolger des Christus weder Gewalt zur Bestrafung Abgefallener noch kriegerische Handlungen zur Ausbreitung ihres Glaubens durch ihre Offenbarungsschrift rechtfertigen. Jesus Christus litt und starb unter seinen Widersachern, ohne sie mit Gewalt zu bedrohen (Mt 26,53). Er tat das aus freier Entscheidung (Joh 10,18), zur Vergebung der Sünden und hat damit die Herzen vieler Menschen erobert (Joh 12,32). Wahrheit braucht Toleranz nicht zu fürchten.

 

Orientierung 2008-01; 15.02.2008

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