Praktische Anleitung für Asylheimbesuche
Zu den großen Herausforderungen, mit denen Asylbewerber konfrontiert sind, zählen Kulturschock, Einsamkeit, Entwurzelung (von Familie, Heimat und gewohnten Lebensumständen), das Gefühl der Nutzlosigkeit und Langeweile. Deshalb sind viele von ihnen sehr dankbar, wenn Besucher kommen, die ihnen einen kleinen Lichtblick schenken, Heimat bieten.

Einzeln oder in der Gruppe?
Ideal ist es, wenn wir nicht als Einzelpersonen, sondern zusammen mit einem Gemeinde-Kreis oder einer Gruppe örtlicher Christen auftreten. Wir sollten uns bei der Heimleitung oder dem betreffenden Sozialarbeiter vorstellen und in Bezug auf die Hausleitung sensibel sein und ihre Anweisungen akzeptieren. – Wenn eine Gemeindegruppe Kontakte sucht, kann sie christliche Kalender, den Jesus-Film oder Bibelteile anbieten. Eine christliche Gruppe könnte ein christliches Fest im Asylheim organisieren oder zu sich in die Gemeinderäume einladen und dabei Asylbewerber mitwirken lassen, wie z. B. mit einem landestypischen Essen.

Unsere Haltung
Wir wollen keine Unruhe verursachen, sondern zwischenmenschliche Beziehungen des Vertrauens aufbauen. Es geht nicht primär um Propaganda, sondern darum zuzuhören, Kaffee und Tee als Gastfreundschaft dankbar in Anspruch zu nehmen und immer wieder zuzuhören.

Was tun bei Sprachproblemen im Asylheim?
Einen Übersetzer dabei zu haben, ist für die gegenseitige Verständigung optimal. Sonst sind wir auf Zeichensprache und Freundlichkeit angewiesen. Trotzdem können wir gemeinsam in der Bibel lesen, auch ohne die Fremdsprache zu verstehen. Nehmen Sie dazu Ihre deutsche Bibel und besorgen Sie dem Migranten eine Bibel in seiner Sprache (siehe Bezugsquellen S. 30). Sie können die „Übersicht der biblischen Bücher“ von der Download-Seite des Orientdienstes laden und mit dieser Vorlage gemeinsam die Bibel lesen. Bei Personen, die schlecht lesen, kann eine Audio-CD verwendet werden. Eine neue Möglichkeit ist es, eine Hörbibel, Predigten, Lieder, den Jesusfilm in den jeweiligen Sprachen auf MicroSD-Karten für Smartphones zu kopieren (kostenlose mp3-Bibeln finden sich in fast allen Sprachen bei  www.faithcomesbyhearing.com). Zwei-Gigabyte-Karten sind im Handel sehr günstig erhältlich und man kann die mp3-Dateien selbst kopieren und Migranten schenken. Diese haben oft sehr wenig, aber sie haben ein Mobiltelefon. Beim iPhone gibt es leider keine Möglichkeit, solche MicroSD-Karten einzufügen.

Geld und Soziale Hilfe?
Mit Geld macht man sich keine wirklichen Freunde. Denn wenn wir finanzielle Hilfe anbieten, ist das meist sehr demütigend für den Empfänger. Andere hören davon und werden neidisch. Es gibt Unfrieden. Wenn wir nur „ausleihen“, ist es ganz natürlich, dass uns die betreffende Person meidet, weil sie dadurch erinnert wird, dass sie uns etwas schuldet. Sie sollten im Einzelfall sehr genau prüfen, wem sie Hilfe anbieten. Versprechen Sie nie etwas, was Sie nicht hundert Prozent und bald einhalten können. Fragen Sie sich: „Habe ich darüber gebetet, ob ich das wirklich tun soll? Gibt es einen anderen Weg?“ Das kann im Entscheidungsprozess helfen. Sie können Bedürftige z. B. auf den Flohmarkt oder den Second-Hand-Shop aufmerksam machen. Wir können gemeinsam überlegen, wie die betreffende Person mit ihrem kleinen Einkommen besser auskommen kann.

Unsere Angebote
Bei allen Angeboten lassen wir ganz natürlich einfließen, dass wir als Christen diese Arbeit tun. Wir können über die Heimleitung einfache Deutschkurse, Kinderprogramme, Bastelkreise für Frauen etc. organisieren und durchführen oder zu Weihnachten Plätzchen vorbeibringen. Ein Bibellesekreis ist natürlich eine besondere Möglichkeit, wenn Offenheit dafür da ist. Wenn wir mit einer Person die Bibel lesen und andere Interesse daran haben, beginnt dieser wie von selbst.

Woher weiß man, dass man aufhören sollte?
Wenn Sie sich ausgenutzt fühlen und es nur ums Materielle geht. Wir wollen solange wie möglich Gemeinschaft pflegen, aber diese nicht erzwingen. Wenn kein echtes Interesse mehr an uns da ist, heißt es freundlich bleiben, ab und an mal einen Tee trinken, aber nicht zu viel Zeit investieren. Kümmern Sie sich besonders um geflohene Christen aus muslimischen Ländern. Sie haben es besonders schwer, weil sie in Asylheimen oft wieder von Muslimen umgeben sind. Bei allen Besuchen gilt: eine Frau besucht Frauen, ein Mann besucht Männer. Als Besucher sollten wir auch mit Enttäuschungen umgehen lernen. Wenn es nicht „funktioniert“ bei einer Beziehung, müssen wir das akzeptieren. Es gibt auch falsche Motive und vorgetäuschtes Interesse: jemand sucht eine deutsche Ehefrau oder jemand interessiert sich für den christlichen Glauben, möchte sich sogar taufen lassen, weil dies für sein Anerkennungsverfahren unter Umständen ein Vorteil sein kann.
Doch es gilt: Bei jeder Begegnung sollten Christen zuhören und den Tee im Gegensatz zu den „Wachturmvertretern“ dankbar annehmen.

Hilfe finden
www.chance-deutschland.org bietet einige gute Informationen, Stand 2005. Folgende Tipps finde ich besonders gut: (siehe unter) Ihre Chance/ Flüchtlingskurs/ Unterpunkte: 17. Umgang mit Asylbewerbern und 18. Evangelisation.
Auf der Webseite von AMIN-Deutschland finden Sie einen Asylleitfaden: www.amin-deutschland.de/data/files/site/80.pdf
Gute Infos und praktische Tipps sind zu entdecken bei:
www.sam-sinsheim.de und
www.cas-bayreuth.de

Orientierung 2013-02; 08.04.2013
Sie dürfen diesen Artikel frei kopieren unter Angabe der Herkunft: www.orientierung-m.de