Asylsuchende berichten von ihren Erfahrungen aus erster Hand

In Deutschland angekommen erlebten wir unsere erste große Enttäuschung: Als vierköpfige Familie wurden wir monatelang in einem einzelnen Barackenzimmer untergebracht. Das fiel mir, die ich in der Türkei einen relativ hohen Lebensstandard genossen hatte, sehr schwer. Niemals hätte ich auch nur im Traum daran gedacht, dass wir in Europa in solche Verhältnisse kommen würden. Wir hatten keine Küche. Die Toilette mussten wir mit vielen anderen Menschen teilen. Alles war schmutzig und schrecklich. Später konnten wir in eine Zweizimmer-Wohnung umziehen. Da Kontakt mit den Deutschen aufgrund der Sprachbarriere kaum möglich war, waren die einzigen Menschen, mit denen ich mich austauschen konnte, Türken. Aber diese waren ganz anders als mein Bekanntenkreis in der Heimat. Meine türkischen Nachbarn hier lebten ausschließlich unter sich. Mit der Zeit merkte ich, dass diese Haltung der Abschottung in manchen Deutschen Vorurteile bewirkte.