Ein Mitarbeiter berichtet von einem jungen Erwachsenen, der sich zum Dschihadisten entwickelte und in Syrien starb. Was ging in ihm vor? Was motivierte ihn?

Assdin (Name geändert) ist in Deutschland aufgewachsen, hier zur Schule gegangen und vor wenigen Monaten in Syrien gestorben. Wie kam es dazu?
Seine Freunde schilderten ihn als einen freundlichen, witzigen Typen. Oft war er der Clown in der Klasse. Gleichzeitig wird er als gläubiger Moslem beschrieben, jedoch ohne irgendwelche Radikalisierungstendenzen. In seiner Moschee hat er sich mit eingesetzt, dass die Jugendlichen keine Drogen nehmen. Ihnen wollte er ein gutes Vorbild sein. Dass er nach Syrien geht, hätten die wenigsten vermutet. Es hatte aber auch mit seinem älteren Bruder zu tun, der bereits vorher in den Krieg nach Syrien gezogen war.

Assdin nahm bereitwillig einseitige Informationen auf, die auf eine scheinbare Ungerechtigkeit hinwiesen. Wie konnte er ruhig mit ansehen, wie seine Glaubensgeschwister getötet wurden, während er sich hier ein schönes Leben machte? Eine Frage, die sich immer mehr muslimische Jugendliche im Westen stellen.

Letztlich schaffte er es mit Hilfe einer islamischen Hilfsorganisation nach Syrien. Ob er dort nur als Helfer eingesetzt wurde oder mit der Waffe gekämpft hat, ist unklar. Er soll sich in einem Gebäude aufgehalten haben, das die syrischen Streitmächte mit einer Rakete beschossen haben. Dort ist er gestorben.

Die Familie von Assdin ist untröstlich und sie hat lange Zeit nur geweint. Auf Facebook finden sich aber auch andere Reaktionen. Für einige Muslime ist Assdin ein Held, ein Märtyrer, der sein Leben gemäß dem Willen Allahs eingesetzt hat.

Was sollen wir davon halten? Die Welt ist und bleibt voller Ungerechtigkeit und deshalb ist der Einsatz für Gerechtigkeit nicht grundsätzlich abzulehnen. Wie sehr wünschte ich mir aber für Assdin, dass er um Jesu willen nach Syrien gegangen wäre, um den Menschen zu helfen, nicht motiviert durch Hass, oder mit dem Wunsch, die Gegner zu bekämpfen. Der Zirkel des nie endenden Hasses wird nur durch den Friedensfürsten Jesus unterbrochen, der Menschen von innen heraus erneuert. Wie sehr wünsche ich mir aber auch für den Leser, dass er sich an dem Beispiel dieses jungen Mannes ein Vorbild nimmt, anstatt ihn zu verurteilen. Denn wie leicht fallen wir im Westen in einen selbstzufriedenen Wohlstand zurück, anstatt uns weltweit für Arme, Schwache und Kranke einzusetzen. Assdin hat die unhaltbare Ungerechtigkeit auf der Welt erkannt – erkennen wir sie auch? „Glückselig sind die, die sich nach Gottes Gerechtigkeit sehnen, denn Gott wird ihre Sehnsucht stillen.“ Möge Gott uns eine Leidenschaft geben, die ihr Fundament in Jesu Liebe hat.

In der Tageszeitung „Welt“ wird die Entwicklung eines jungen Dschihadisten beschrieben: www.welt.de/politik/deutschland/article130993719/Frankfurter-Islamist-veruebt-Selbstmordanschlag.html

Orientierung 2014-03; 26.08.2014
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