Mit der liebevollen Umsorgung durch Bekannte begegnet einer Marokkanerin auch Christus

 

Als junge Frau kam ich aus Marokko nach Deutschland, um in der Familie meines Onkels seine behinderte Tochter mit zu betreuen. Da ich die Sprache nicht kannte und mir auch sonst alles fremd war, fühlte ich mich einsam. Ich hatte starkes Heimweh nach meiner Familie.

Durch diese Umstände wurde ich immer trauriger und hatte schließlich keine Hoffnung mehr. Bei der täglichen Fahrt mit der Straßenbahn wurde eine deutsche Frau auf mich aufmerksam, da ich immer in mich zusammengesunken und mit gesenktem Kopf auf meinem Platz saß.

Eines Tages sprach sie mich an. Endlich war jemand da, der ein offenes Ohr für mich hatte. Trotz unserer Sprachschwierigkeiten entstand ein Stück Vertrauen. Sie merkte, dass ich in großer Not war und brachte mich mit einer Familie in Kontakt, deren Vater aus Ägypten kommt.
Zuerst hatte ich große Angst, mich auf irgendjemanden einzulassen. Aber meine neue Freundin begleitete mich zur ersten Begegnung. Das Ehepaar war sehr freundlich, und es tat mir gut, mit dem Mann in meiner Muttersprache reden zu können. So fasste ich Vertrauen und ließ mich in das Haus der Familie einladen.
Mit der Zeit fand ich bei ihnen ein Stück Heimat und Geborgenheit. Es stellte sich heraus, dass sie Christen waren. Aufgrund meines schlechten gesundheitlichen Zustandes hatte ich immer wieder Schwächeanfälle. In diesen Situationen wurde ich jeweils sehr lieb umsorgt und umbetet.
Bei einer solchen Gelegenheit bot mir die Frau das Bett ihrer Tochter an, um mich hinzulegen. Sie deckte mich liebevoll zu. Ich weiß nicht, ob ich wirklich geschlafen habe oder in wachem Zustand war. Aber plötzlich stand eine helle Gestalt in einem weißen Gewand neben mir und sagte: „Ich bin bei dir.“ Ein wunderbares Gefühl des Friedens und der Geborgenheit durchströmte mich. Ich wusste: DAS WAR JESUS!
Später zog ich bei einer Nachbarin der Familie ein. Sie war alleinstehend und ebenfalls Christin. Tagsüber verbrachte ich jedoch die meiste Zeit mit der Familie und sah, wie sie ihren Glauben lebten. Ich lernte die Bibel kennen und erfuhr, was sie über Jesus sagt.
Eines Tages wollten sie für eine Woche wegfahren. Kaum waren sie zur Tür hinaus, erlitt ich erneut einen Schwächeanfall. Gott sei Dank bemerkten sie es und riefen den Krankenwagen. Während die Sanitäter mich zum Wagen brachten, ging die Frau neben mir her und tröstete mich. Doch ich hatte keine Angst. Ich wusste, dass ich bei Jesus sein würde, wenn ich jetzt sterben würde. Das wollte ich ihr mitteilen, aber ich schaffte es nicht.
Im Nachhinein kann ich sagen, dass Jesus in dieser schwierigen Situation mit seinem Frieden in mir war. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich immer wieder mit Zweifeln zu kämpfen, doch seit diesem Erlebnis erfüllt mich die Gewissheit, dass Jesus in mir wohnt.

 

Orientierung 2009-05; 20.11.2009

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