Ich wurde als Mädchen in eine muslimische Familie sunnitischer Prägung geboren. In meiner Umgebung erhielten Männer mehr Rechte als Frauen. Wie sehr sich die Frauen in ihren Familien auch anstrengten und egal wie erfolgreich sie waren, die Männer mussten das letzte Wort haben. Es war sogar möglich, diesen Unterschied schon zwischen Jungen und Mädchen zu sehen. Nur weil ich ein Mädchen war, wurde ich benachteiligt und eingeschränkt, was mich mit Auflehnung erfüllte. Ich dachte, es lag daran, dass Frauen früher keine gute Ausbildung erhielten. Diese Ungleichheit, so war meine Schlussfolgerung, entstand, weil sie materiell nicht unabhängig waren. Deshalb hatte ich ein einziges Lebensziel: eine gute Ausbildung und einen guten Job zu erhalten und von einem Mann unabhängig zu leben. Je älter ich wurde, umso mehr erkannte ich, dass diese Ungleichheit ihre Nahrung aus dem Islam bekam. Ich wollte eine Person werden, die etwas ganz anderes war, als das, was eine gute Muslima sein könnte.

Deshalb habe ich das getan, was viele andere auch tun: Ich vernachlässigte die Regeln des Islam in meinem Leben, da ich dachte, ich könne den Islam nicht umsetzen. Stattdessen hoffte ich, meinen Mangel mit guten Taten auszufüllen. Am Ende würden die ins Paradies kommen, deren gute Werke die bösen aufwiegen. Als ich 20 wurde, begann ich sogar, an der Realität Gottes zu zweifeln. Ich erkannte, dass alles, was ich zu erreichen hoffte, aufhörte, mich wirklich zu befriedigen. Denn was ich auch immer jemals tun würde, es sah aus, als wäre es schon vorprogrammiert und damit sinnlos: Schule- Arbeit- Heirat-  Kinder- Alter- Tod. Das galt auch für mich. Ein tiefes Gefühl der Bedeutungslosigkeit erfüllte mich. Würde der Islam diese Leere füllen können? Ich begann, eine Zeitlang regelmäßig das rituelle islamische Gebet fünfmal täglich zu verrichten, erst in Arabisch, dann in Türkisch. Aber auch in dieser Bemühung wurden meine Unruhe und mein Gefühl der Bedeutungslosigkeit nur noch stärker. Doch dann fand ich durch den türkischen Bibelfernkurs* die wahre Lebensquelle. Diese Quelle ist Jesus.

Was bedeutet mir Jesus?

Durch Jesus wurde ich mit dem vergebenden und gerechten Gott vertraut. Jesus sprach zu den Männern, die eine Frau wegen Ehebruch richten wollten: Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie (Joh 8,7). Daraufhin gingen alle. Jesus sagte zu der Frau: So verdamme ich dich auch nicht; geh hin und sündige von jetzt an nicht mehr (Joh 8,11). Dadurch ermöglichte er ihr einen neuen Anfang.

In Jesus fand ich echten inneren Frieden, so wie ich es in der Bibel gelesen hatte: Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht (Joh 14,27).

Durch Jesus erfuhr ich, dass Gott Liebe ist. Er hat die Menschen nicht geschaffen, damit sie nur geprüft werden, sondern weil er sie liebt. Genau mit der gleichen Liebe möchte er alle retten: So hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben (Joh 3,16).

Aber vor allem habe ich in Jesus die Bedeutung gefunden, warum ich lebe. Er hat uns errettet von der Macht der Finsternis und hat uns versetzt in das Reich seines lieben Sohnes, in dem wir die Erlösung haben, nämlich die Vergebung der Sünden (Kol 1,13-14). Und: Ich jage nach dem vorgesteckten Ziel, dem Siegespreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus (Phil 3,14).  Kurtuluş

* Dieser fünfteilige Bibelkurs ist für Europa erhältlich unter: www.TevratZeburIncil.org und heißt „Dinin Ötesinde“. Interessierte können den Kurs bestellen, wenn sie ihre Adresse eintragen.

Orientierung 2011-05; 25.11.2011