Jesus bestätigt doch den ‘gewalttätigen’ Gott des Alten Testaments! Ist Jesus gar der „gewalttätige“ Gott des Alten Testaments? Das werfen Muslime, Atheisten und andere Christengegner uns Christen oft vor. Ist da etwas dran?
Oft werden Christen im Internet mit dem Argument kritisiert, dass Gott im Alten Testament doch auch Kriege befohlen habe. Pierre Vogel und viele andere Muslime “untermauern” diese Aussage mit Versen aus der Bibel. Sie argumentieren: Wenn Ihr Christen glaubt, dass Jesus Gott ist, dann ist er ja auch der Gott im AT, und wenn das so ist, dann müsst Ihr auch seine Gewalttätigkeit als Gott im AT zugeben und seinen Anweisungen nachfolgen – also Kriege führen!

Gott GewaltNatürlich ist diese Anschuldigung haltlos und aus der Luft gegriffen. Sie lenkt von einer gravierenden Schwäche Mohammeds ab, nämlich, dass er und seine Nachfolger in dieser Hinsicht schlechte Vorbilder waren. Muslime malen ein idealisiertes Bild von Mohammed, obwohl er Verträge brach, „Präventivkriege“ führte und Einzelne ermorden ließ. Die frühe islamische Geschichte ist geprägt durch eine Art von „Selbstverteidigung“, die ein Nicht-Muslim kaum als solche bezeichnen würde.

Jesus hingegen sagt: „Wer zum Schwert greift, wird durch das Schwert sterben“. Es stimmt, die Bibel wurde in der Geschichte auch als Begründung für Kriegstreiberei missbraucht. Pierre Vogel weiß das. Doch „gewalttätige“ Gebote im Alten Testament haben im Neuen Testament für Christen keine verpflichtende Gültigkeit – „Liebet eure Feinde“ heißt es stattdessen. Es ist gut, wachsam und selbstkritisch zu sein, denn auch Christen stehen permanent in der Gefahr, sich von ihrem Vorbild Jesus Christus abzuwenden.
Liebe statt KriegAber hinter den Ausführungen, die Sie oben lesen können, steckt ein Hinweis, der uns nachdenklich stimmen sollte. Wir müssen uns fragen lassen: Passt unser Gottesbild mit dem zusammen, was wir im Alten Testament lesen? Viele Anordnungen Gottes im Alten Testament machen uns heute Bauchschmerzen. Ist das der dreieinige Gott der Liebe? – Die Antwort: Ja, das ist er. Das Alte Testament hat natürlich viel mit der geschichtlichen Situation der Menschen zu tun. Gott spricht so in die Zeit hinein, dass er verstanden wird (und es war eine grausame Zeit damals). Sein Ziel war es, mit den Kämpfen Israels ein heiliges Volk zu schaffen, das sein Volk ist. Diesem Volk, so der Plan, sollte der Messias entstammen. Wir entdecken eine schrittweise Offenbarung des Wesens Gottes. Zuletzt hat Gott durch seinen Sohn in diese Welt hineingesprochen (vgl. Hebr. 1,1.2), um sich abschließend zu offenbaren.

Wo liegt dann das Problem? Woran liegt es, dass wir diesen gerechten, heiligen und „harten“ Gott innerlich schwer mit dem Gott der Liebe zusammenbringen können (von dem wir deutlich öfter in unseren Gottesdiensten hören)? Halten wir hier fest: Jesus und die Apostel hatten dieses Problem offensichtlich nicht. Im Neuen Testament liebt Gott die Menschen und gleichzeitig ist er heilig und gerecht. Paulus zitiert ohne Schwierigkeiten den Fluch über Israel „Und David sagt: „Es werde ihr Tisch ihnen zur Schlinge und zum Fallstrick und zum Anstoß und zur Vergeltung!“ (Röm 11,9) und etwas später heißt es dann: „… von ihrer Erwählung her gesehen sind sie von Gott geliebt, und das um der Väter willen.“ (Röm 11,28b)
Es scheint wohl eher an uns, genauer gesagt, an unserer Prägung im Westen zu liegen, wenn wir Schwierigkeiten mit alttestamentlichen Texten haben. Zum einen werden bestimmte Wesenszüge Gottes gesellschaftlich geächtet. Dies ist unter anderem mit dem Missbrauch der Bibel durch die Kirche zu begründen.
Zum anderen können viele Christen mit Passagen über Gewalt nichts anfangen, weil sie Gewalt und Feindschaft, Verfolgung und Ausgrenzung in ihrem persönlichen Leben nicht kennen. – Eine befreundete Christin war neulich im Urlaub in der Türkei, und sie wurde vorher gefragt, ob sie dort vielleicht einmal eine Bibel verschenken will. Sie antwortete: „Ich bin doch nicht verrückt!“ Schade, ich hätte ihr diese Erfahrung gegönnt, denn viele Christen in islamischen Ländern gehen ein deutlich höheres Risiko ein.

Ich persönlich erlebe, dass die Psalmen Davids einfacher nachzuvollziehen sind, wenn Christen wirklich einmal erfahren: „Sieh her: Sie lauern mir auf, Mächtige stellen mir nach.“ (Ps 59,4a). Und ich glaube, wir Christen in Deutschland sind aufgefordert, in Liebe und Klarheit das Evangelium weiterzugeben und dabei aufzuhören, gefahrvolle Orte und Situationen zu meiden. Denn wenn wir die Feindseligkeiten in unserer Umgebung lieber umgehen, werden uns möglicherweise auch die feindseligen Situationen in der Bibel fremd bleiben. Heißt es nicht: „Alle aber auch, die gottesfürchtig leben wollen in Christus Jesus, werden verfolgt werden“? Gilt das nicht auch für uns? Wenn wir „gottesfürchtig“ leben wollen, auf jeden Fall! Lasst uns daher unsere sicheren Inseln verlassen und unser Wohlbefinden nicht der Ausbreitung des Evangeliums vorziehen. Und wenn uns vorgeworfen wird, dass das Zeugnis von Jesus Frieden und Harmonie in der Welt (bzw. Nachbarschaft) behindert? Ein „Frieden“, bei dem das Evangelium (in Liebe gesprochen) verheimlicht werden muss, ist kein Frieden, den Jesus will.

Lieber Leser, ich wünsche Ihnen viel Mut und Weisheit bei der Verwirklichung dieser Worte mit den Gaben und Möglichkeiten, die Gott Ihnen anvertraut hat.

Gottes Zorn im Neuen Testament. Z. B. Matthäus 24,51: er wird ihn in Stücke hauen lassen und ihm sein Teil geben bei den Heuchlern; da wird sein Heulen und Zähneklappern.
Joh 3,36b: Wer aber dem Sohn nicht gehorsam ist, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt über ihm.

Liebe Gottes im Alten Testament z. B. Jer 31,3: Der HERR ist mir erschienen von ferne: Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte.
2.Mose 33,11: Der HERR aber redete mit Mose von Angesicht zu Angesicht, wie ein Mann mit seinem Freunde redet.

Video zum Thema:

Orientierung 2014-03; 26.08.2014
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