Was ist Seelsorge?

Unter Seelsorge verstehe ich das, was das deutsche Wort ausdrückt: Meine Seele hat Sorgen, aber sie soll zur Ruhe kommen und Frieden finden. Überall finden wir Ängste, Sorgen, Stress und Depressionen.

Mein Eindruck ist, dass Industrienationen diese Probleme fördern. Wir arbeiten, leisten, produzieren und konsumieren. Die größte Angst dieser Denkweise ist, erfolglos zu sein. Das macht Menschen narzisstisch und egoistisch. Vergnügungssucht, Egoismus, Einsamkeit und Unglücklichsein sind u.a. Ursachen von Depressionen. In der westlichen Welt ist der Wohlstand sehr hoch. Die Menschen sind reich, sie haben alles, aber sie sind nicht glücklich.

In der Kanalisation von New York hat man Rückstände von Antidepressiva gefunden. Das zeigt, wie viele Menschen Antidepressiva nehmen. Natürlich beschäftigt diese Thematik auch Länder und Forscher. Martin Seligman, ein amerikanischer Psychologe, und sein Team hatten den Auftrag bekommen, sich mit diesem wachsenden Problem zu beschäftigen. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass die sogenannte Positive Psychologie eine Grundhaltung fördert, die Depressionen vorbeugt. Er legte den Fokus auf die Ressourcen, die unser Leben glücklich und sinnerfüllt machen. Damit erzielte er entscheidende Fortschritte bei der Behandlung von Depressionen.

Wer lange Zeit unter Stress und Depressionen leidet, dessen Gehirn produziert säurehaltige Hormone. Diese wirken sich auf unseren Körper negativ aus. Deshalb sollte man lernen, positiv zu denken.

Wenn ich in Gottes Wort schaue, kann ich sagen, der Herr Jesus hat schon vor über 2000 Jahren all dies gelehrt. Seitdem der Mensch in Sünde gefallen ist, braucht er einen Seelsorger, der ihm hilft, den richtigen Weg zu gehen. Jemanden, bei dem wir Angst, Sorge und Leid abladen können.

Es gibt viele Beispiele in der Bibel, ich greife nur eine Frau heraus. Diese Frau heißt Hanna, die Details können Sie in 1.Samuel 1 nachlesen.

Hanna ist glücklich verheiratet, ihr Mann liebte sie. Aber sie konnte keine Kinder bekommen. Das war für eine orientalische Frau unmöglich und schrecklich, weil sie sagten: Wenn eine Frau keine Kinder bekommen kann, ist sie wertlos. Aufgrund dieser Denkweise und Tradition heiratete Hannas Mann noch eine Frau, die dann auch Kinder bekam. Diese Frau quälte Hanna mit vielen Sticheleien. Das wurde für Hanna von Jahr zu Jahr schlimmer. Sie weinte, sie aß nicht, sie war unglücklich; vielleicht hatte sie auch Depressionen. Niemand konnte sie trösten. Der Ehemann Elkana versuchte es, aber er war ein orientalischer Mann, geprägt von der orientalischen Denkweise.

Er war gläubig und ging jedes Jahr nach Jerusalem opfern. Von dem Opferfleisch verteilte er Stücke an seine ganze Familie, aber Hanna gab er immer doppelt so viel. Er dachte, dass er Hanna damit hilft, aber jedes Mal, wenn er ihr das Doppelte gab, zeigte er ihr damit, dass ihr etwas fehlt. Ich glaube, das hat Hanna noch mehr weh getan. Einmal sagte er sogar zu ihr, als sie wieder so gekränkt worden war: „Warum weinst du und isst du nicht? Warum ist dein Herz so traurig? Bin ich dir nicht mehr wert als 10 Söhne?“ (1.Sam.1,8)

Zuerst denkt man, Elkana versuchte seine Frau zu trösten. Aber ich sehe hier keinen Trost. Warum? Hanna sieht sich sowieso als wertlos an; und dann kommt ihr Mann und sagt: Ich bin besser als 10 Söhne für dich. Ihm fehlte das Feingefühl, die Einsicht, das Verständnis. Wenn er gesagt hätte: Hanna, DU bist mir wertvoll! Das hätte ihr helfen können.

„Hanna ging wieder in den Tempel des Herrn, betrübt wie sie war, und weinte sehr.“ (1. Sam.1,10)

Dort ist der Ort, wo Hanna Friede findet für ihre Seele. In Kap. 1 steht zweimal Schilo. Wenn in Gottes Wort ein Begriff zweimal vorkommt, wird etwas betont.

In 1. Mose 49,10 wird auch von Schilo geredet. Diese Weissagung spricht von dem Herrn Jesus. Schilo bedeutet Ruhebringer, Ruhegeber. Wir sehen, wo Hanna ihren Trost findet – wo findet ihr Herz Trost und Ruhe? Vor Gott. Sie schüttete alles, was sie bedrängte, ihr Leid, ihre Bitterkeit und Enttäuschung, beim Herrn aus. Das können wir auch für uns nehmen, besonders in dieser schnelllebigen Zeit: Trotzdem Zeit zu finden, um zum Herrn zu gehen und dort Ruhe zu finden.

Ohne Frage, wir haben auch normale Wünsche und Bedürfnisse und wollen ein glückliches Leben führen. Aber dann sehen wir, dass es in unserem Leben Mangel gibt. Vielleicht beten wir zum Herrn, dass ER unsere Bitterkeit und Enttäuschung oder Stress wegnimmt, aber wir merken: Es passiert nichts. Dann denken wir an Hanna: Wie viele Jahre hatte sie gelitten? Wir können fragen: Warum hat Gott nicht früher ihre Wünsche erfüllt, dann hätte sie nicht so viele Jahre leiden müssen. Die richtige Antwort weiß ich nicht. Aber ich weiß, Gott ist immer da; ER ist ein guter Seelsorger, ER hört mich und ER lässt mich in der Glaubensschule wachsen, wie Hanna auch. ER handelt, wenn seine Zeit kommt.

Was lehrt Jesus uns? „Kommt her zu mir alle ihr Mühseligen und Beladenen, ich werde euch Ruhe geben.“ Matth.11,28 Habt Sie es gemerkt? Hier gibt es zwei Schritte: Meine Schritte und Gottes Schritte. Ich soll zu IHM gehen. Wenn ich zu IHM gehe, gibt ER mir Ruhe. So ist Schilo. Christus ist unser Friede und Ruheort, in IHM finden wir Frieden und Ruhe. Bei IHM wird für meine Seele, die oft besorgt ist, gesorgt. Denn ER ist der beste Seelsorger.

Orientierung #magazin 1/2020
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