Wortbedeutung

Das arabische „as-sadschda „ (türk. „secde“) heißt wörtlich Niederwerfung, Anbetung. Ein weiteres Wort „`ibadah“ stammt vom Arabischen „abd“, was „Sklave“ oder „Diener“ bedeutet. `Ibadah (türk. ibadet) ist demnach Dienst oder Knechtschaft. Es geht darum, sich Allah zu unterwerfen und ihm allein zu dienen: Gottesdienst. „Dir dienen wir, und dich bitten wir um Hilfe“ (Sure 1,5) wird auch mit „Dich beten wir an“ übersetzt. Der andere Aspekt ist, sich Hilfe zu erbitten. Man erwartet alle Hilfe von dem, den man anruft, Gott allein (Sure 6,162-163). Das rituelle Gebet (arab. salah, türk. salat) ist die höchste Form der islamischen Anbetung.

Was umfasst Anbetung im Islam?

Anbetung bedeutet nicht nur rituell zu beten, sondern meint auch totalen Gehorsam, Knechtschaft, Unterwerfung unter Allah. Ihn anzubeten heißt, seinen Befehlen im Koran und dem Propheten Mohammed zu gehorchen. Darin ist sowohl der Glaube an die islamischen Glaubensartikel enthalten (an Allah, die Bücher, die Propheten, den letzten Tag, die Engel) als auch die Umsetzung der Pflichten (Pflichtgebet, Fasten, Almosen, gute Werke… Sure 2,177). Islamische Anbetung oder Gottesdienst beinhaltet, alles zu tun und zu sagen, was Allah liebt, und alles zu lassen, was er nicht will. Alle Aspekte und Aktivitäten des Lebens sind davon betroffen und sollen eine Anbetung Allahs sein, also auch nichtrituelle Bereiche wie z. B. die normale Arbeit (– vgl. auch Röm 12,1).

Zur Geschichte der Anbetung im Islam

In der vorislamischen Zeit beteten Araber ihre verschiedenen Gottheiten in Mekka an. Sie vollzogen eine Wallfahrt mit Opferriten und vorformulierten Gebeten zu verschiedenen Göttern. – Das Freitagsgebet wurde von Mohammed als Zentrum der Anbetung gesehen, doch er erlebte, wie ihn seine Anhänger aus geschäftlichen Gründen freitags alleine ließen und nicht zum Freitagsgebet erschienen (Sure 62,9-11). Unzählige Male weist Mohammed auf dieses Zentrum der islamischen Praxis hin, das rituelle Gebet, um seine Nachfolger an sein Verständnis der Anbetung Gottes zu binden. Nur die Hadithen geben Muslimen detailliert Aufschluss, wie sie anbeten sollen. – Vielen Muslimen ist heute die Wiederholung derselben Worte und Bewegungen eine nichtssagende Routine und müßige Pflicht. Es ist eine Anbetung, die nach Auffassung mancher Muslime notfalls auch mit Gewalt eingefordert werden kann, so z. B. mit Stockhieben auf die Fußsohle und Gefängnisstrafe (Hanefiten) oder deren Unterlassung laut einiger Lehrschulen sogar zum Todesurteil führt (nach wiederholter Aufforderung zum Gebet und Unterlassung bei den Malekiten, Schafiten und Hanbaliten). Obwohl anfangs Mohammed sich und seinen Anhängern große Leidensbereitschaft und Toleranz Andersgläubigen gegenüber abverlangte, zwang er später unter Gewaltandrohung Vertreter der Vielgötterei zu seiner Art der Eingottanbetung (Sure 9,5 = zweitletzte offenbarte Sure). Polytheisten wurde Anbetung und selbst das Betreten der Moschee um die Kaaba verboten (Sure 9,28).

Voraussetzungen für Anbetung

Das rituelle Gebet als Zentrum der Anbetung Allahs ist nur „gültig“, wenn vorausgehend die rituelle Reinigung stattfindet, die Gebetsrichtung nach Mekka stimmt, die Absicht zum Gebet ausgesprochen wird und die richtigen Bewegungen simultan zur arabischen Rezitation stattfinden. Wenn aber ein Esel, ein Hund oder eine Frau vor dem Beter vorbeigeht, ist das Gebet „ungültig“. – Es wird also auf das Äußere bei Anbetung sehr geachtet – mehr als auf das Innere?

 Anbetung Allahs allein

Nur Allah allein darf angebetet werden und keine anderen Götter neben ihm (Sure 12,106; vgl. auch 2.Mose 20,3). Tauhid ist das Konzept des einzigen Gottes, der das Zentrum der richtigen Gottesverehrung ausmacht: „Diese eure Religion ist die einzig wahrhaftige, und ich bin euer Herr; darum verehrt nur mich“ (Sure 21,92). Demnach soll niemand angerufen, zu niemand gebetet, für niemand gefastet, für niemand auf die Wallfahrt gegangen werden als nur für Allah. Selbst Vermittler und Helfershelfer, die dazu beitragen sollen, zu Gott zu kommen, sind laut Koran verboten (Sure 39,3).

Die Kaaba gilt als zentraler Ort der Anbetung, auf den sich alles ausrichtet. Sie ist der Ort, an dem Muslime aus allen Völkern in der gleichen Kleidung mit einer Stimme in einer Sprache (Arabisch) Allah anbeten wollen. Interessant ist, dass der Koran die Anbetung von Steinen bzw. das Opfern für Steine verbietet (Sure 5,90). Doch Mohammed selbst küsste und berührte den schwarzen Stein an der Ecke der Kaaba während seiner Wallfahrt (Hadith: Al-Buchari, Band 2, Buch 26, Nr. 673+680). Einer der Nachfolger Mohammeds war über diesen Akt des Götzendienstes schockiert (Hadith: Al-Buchari, Band 2, Buch 26, Nr.667+675+679).

 Anbetung von Adam?

Obwohl nur Allah angebetet werden darf, befiehlt Allah den Engeln, sich vor Adam niederzuwerfen. Alle Engel warfen sich vor Adam nieder außer Satan, was dessen eigentliche Sünde ausmachte, so der Koran (Sure 2,34; 7,11-13; 15,28-33; 17,61; 20,116). Doch nicht nur vor Adam fallen Geschöpfe nieder, sondern auch die Eltern vor Joseph in Ägypten (Sure 12,99-100). Eine Geste, die eigentlich ausschließlich Gott vorbehalten ist. (Etliche Muslime sehen jedoch einen Unterschied zwischen der Form der Niederwerfung, die sich auch in der Huldigung vor einem König finden kann, und der Anbetung, die nur Gott zusteht.) Man muss sich allerdings fragen, warum die Engel sich vor einem Geschöpf niederwerfen, anstatt direkt Gott anzubeten. Das ist ein seltsamer Vorgang und ein Ansatz für ein evangelistisches Gespräch über den zweiten Adam, vor dem sich alle Welt beugen wird (Röm 5,18; 1.Kor 15,45; Phil 2,10).

Sufis und Anbetung

Muslime beten nicht im christlichen Sinne Allah aus Dankbarkeit an und weil sie Gewissheit für die ewige Erlösung fanden, sondern aus Pflichtgefühl in einer mehr oder weniger äußeren Form. Sufis, also muslimische Mystiker, die viele christliche und hinduistische Elemente aufgenommen haben, versuchen teilweise, Gott um seiner selbst willen anzubeten. Mit Musikinstrumenten meditieren sie über einer Art Mantra, das sie unzählige Male vor sich hersagen, um sich mit Gott zu vereinen. Dschalaluddin Rumi (1207-1273) ist bekannt für seine Poesie mit dem Ziel der Anbetung Allahs und einer Art Stufenislam, den er einführte, der immer näher zu Gott führen soll. Bekannt sind die sich im Tanz drehenden Derwische (Mevlana) Rumis. Unter Dhikr (arabisch „Gedenken“; auch Dhikrullah, „Gedenken an Allah“) versteht man im Islam die intensive laute oder leise Anbetung Allahs in der Regel als Zeremonie der Sufi-Orden. Gegenstand dieser Anbetung und Anrufung Gottes sind meist die 99 schönsten Namen bzw. Attribute Allahs. Die am meisten verwendeten Formeln sind Ya Allah („Oh Allah“), Ya Hu (etwa: „Oh Er“) und Ya Hayy („Oh Lebendigkeit“). Darüber hinaus wird sehr oft gemeinschaftlich die Schahada (das islamische Glaubensbekenntnis) gesprochen: La ilaha illa Allah („Es gibt keinen Gott außer Allah“). Aus solchen Praktiken entstehen tranceartige Zustände, die sich ähnlich auch bei schiitischen Glaubensrichtungen finden.

Mohammeds Problem mit der Anbetung Jesu

Der Koran betont wiederholt, Allah habe keinen Sohn (Sure 9,30f; 18,4; 23,91). Allah scheint Mohammed die Worte förmlich in den Mund gelegt zu haben „Sprich: So der Allbarmherzige einen Sohn hätte, so wäre ich der Erste, der ihn verehrte“ (Sure 43,81). Da niemand außer Gott angebetet werden darf, argumentiert Mohammed gegenüber Christen, dass ein Prophet niemals sagen würde: „Betet mich an der Stelle Gottes an“(Sure 3,79). Diese Aussage wäre durchaus richtig, wenn Christus zu einem zweiten Gott neben Gott erklärt würde (die schlimmste mögliche Sünde für Muslime, der „Schirk“). Denn keine Partner an Gottes Seite sind erlaubt (Sure 3,64), auch nicht Jesus Christus, der nach islamischer Lehre nur ein Mensch, wenn auch Prophet war (Sure 3,79-80). Christen werden gerügt, weil sie Christus als den Sohn Gottes und Mensch gewordenen lebendigen Gott anbeten (Sure 9,30-31). Der Koran lässt Jesus sogar sagen, dass er niemals befahl, ihn selbst und seine Mutter Maria anzubeten (Sure 5,116-118). In der sechstletzten offenbarten Sure 109,1-6 distanziert sich Mohammed endgültig von Nichtmuslimen in der Anbetung Gottes: „Ich werde auch nie verehren das, was ihr verehrt, und ihr werdet nie verehren das, was ich verehre. Ihr habt eure Religion, und ich habe die meinige.“ Das widerspricht früheren Suren die besagen, dass Christen, Juden und Polytheisten denselben Gott wie Mohammed anbeten (Sure 2,62+139; Sure 10,104; 40,66: Polytheisten, die außer den anderen Göttern auch Allah dienten).

Bewertung aus christlicher Sicht

Über äußere Gebetsformen gibt die Bibel keine Anweisungen. Es wurde stehend, sitzend und kniend gebetet. Es wurden beim Beten wohl die Hände empor gestreckt oder auch nicht. In 2.Mose 3,12.18 sehen wir angekündigt, wie das Volk Israel auf dem Berg Sinai den lebendigen Gott in Wahrheit anbeten wird, nachdem er sie aus Ägypten auf herrliche Weise gerettet haben wird. Nach erlebter Erlösung aus der Knechtschaft folgt ganz natürlich Dank und wahre Anbetung Gottes, der in seinem Wesen treu und zuverlässig ist. Wenn aber keine Gewissheit auf Erlösung vorhanden ist (im Islam nur eine vage Hoffnung, Sure 28,67), kann Gott auch nicht auf diese Weise angebetet werden. Außerdem sehen wir in 2.Mose 3,18, dass Anbetung mit Opfer zu tun hat (s.a. erste Erwähnung von „anbeten“ in der Bibel in 1.Mose 22,5: Isaaks Opferung durch Abraham), letztendlich mit dem ultimativen Opfer Jesu, dem Vergießen des Blutes Gottes (Apg 20,28), was im Islam abgelehnt wird. Das ist ein weiterer Hinweis auf die fehlende „wahre Anbetung“ in Wahrheit und im Geist im Islam. Christus sagt klar: „… (dass) alle den Sohn ebenso ehren wie den Vater. Doch wer den Sohn nicht ehrt, ehrt auch den Vater nicht, der ihn gesandt hat“ (Joh 5,23). Wer dem Sohn die Ehre verwehrt, verweigert sie auch Gott, dem Vater. Unsere Anbetung und Ehre gehört dem Vater und dem Sohn (Joh 8,49; 15,23; Phil 2,10f; Hebr 1,6; 1.Joh 2,23). Weil Jesus der Weg und die Wahrheit und das Leben ist, es keinen anderen Weg der Rettung aus Sünde und ewigem Tod gibt, deshalb wird ein Mensch, der diesen Christus nicht anbetet, das himmlische Ziel nicht erreichen. Am Ende der Zeit wird Christus von einer unzählbaren Zahl von Engeln als das Lamm angebetet und alle Geschöpfe beten den, der auf dem Thron sitzt und das Lamm an. (Offb 5,12-14). Gott erwartet unsere Anbetung, aber er erzwingt sie nicht. Bei Gott kommt falsche Anbetung nicht an. Echte Anbetung kommt aus unserem Inneren aufgrund von Dankbarkeit und Erkenntnis Gottes.

 

Orientierung 2006-05; 15.11.2006

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