Vor zwei Jahren, im Frühjahr 2020, war die Insel Lesbos überfüllt mit Flüchtlingen. Bis zu 23.000 Menschen lebten unter schwierigsten Bedingungen im Camp Moria und anderen Unterkünften auf der griechischen Insel. Jetzt, im Frühjahr 2022, sind nur noch knapp 1.500 Asylsuchende im Camp Mavrovouni, das nach dem verheerenden Feuer in Moria im Herbst 2020 auf einer ungeschützten Landzunge an der Ostküste der Insel aufgebaut wurde.

Wo sind die vielen Flüchtlinge hingekommen? Viele leben auf den Straßen und Plätzen Athens oder wurden in Camps im Norden Griechenlands untergebracht. Doch die Mehrzahl dieser Menschen befindet sich inzwischen in den großen Erstaufnahmeeinrichtungen oder Ankerzentren Deutschlands. Laut Statistik des BAMF wurden 2021 190.816 Asylanträge in Deutschland gestellt. Wenn man die Medien aufmerksam verfolgt, erfährt man, dass die Unterkünfte für Asylbewerber total überfüllt sind mit Menschen aus Syrien, Afghanistan, Irak und vielen weiteren Ländern Asiens und Afrikas.

Moria zog freiwillige Helfer aus aller Welt an
 – und wer geht in die Erstaufnahme- und Ankerzentren, z.B. in Gießen und Bamberg?

Durch die mediale Präsenz erregte Camp Moria die Aufmerksamkeit vieler Hilfsorganisationen. Zu Spitzenzeiten waren dort vier Dutzend NGOs mit hunderten von Volunteers tätig, die sich der physischen, psychischen und spirituellen Bedürfnisse der Flüchtlinge annahmen. Durch das Engagement vieler Christen schenkte Gott eine große geistliche Ernte besonders unter Farsi sprechenden Flüchtlingen aus dem Iran und Afghanistan, sowohl auf den Inseln als auch in Athen, Thessaloniki und in den Camps im Norden Griechenlands. Viele Ehepaare kamen zum Glauben, erlebten Heilung ihrer zerrütteten Ehen und lernten, erste Schritte in der Nachfolge zu gehen.

Die Mehrzahl dieser jungen Christen aus muslimischem Hintergrund lebt nun zerstreut in Deutschland, auf große Erstaufnahmen, dezentrale kleine Unterkünfte oder Einzelwohnungen verteilt, quer durch die Republik. Es gibt Bestrebungen, diese Diaspora zu sammeln, regional zu vernetzen und sie in lebendige Gemeinden zu integrieren. Dazu braucht es Helfer in den Regionen. Vielleicht sucht Gott dich, dass du für diese Geschwister ein Brückenbauer, Integrationshelfer und „Ermöglicher“ wirst?

Die jungen Gläubigen unter den neuen Flüchtlingen sind eine Chance für unsere Gemeinden

Gott möchte durch die Gläubigen aus muslimischem Hintergrund unsere Gemeinden beleben. Er möchte uns zeigen, dass er jetzt und heute noch Wunder tut. Wenn Menschen aus Afghanistan, das seit diesem Jahr auf Platz 1 des Weltverfolgungsindexes steht, in wachsenden Zahlen zum Glauben an Jesus kommen, kann Gott vielleicht auch an unseren Arbeitskollegen und Nachbarn ähnliche Wunder tun. Die Zeugnisse dieser Flüchtlinge aus Griechenland lassen uns staunen, welch lebensverändernde Kraft das Evangelium von Jesus Christus noch heute besitzt. Wenn diese Menschen Aufnahme und Schutzraum in unseren Gemeinden finden, gibt es ganz neue Möglichkeiten, mit ihnen zusammen die vielen unerreichten Flüchtlinge in unseren Erstaufnahmeeinrichtungen mit der Botschaft von Jesus zu erreichen.

In der ersten Flüchtlingswelle 2015/16 haben viele Christen den Flüchtlingen durch Deutschunterricht, Hilfe bei Behördengängen, Kleiderspenden u.v.m. geholfen. Die neuen Moria 2.0-Glaubensgeschwister möchten uns helfen, dass wir von ihrem lebendigen Glauben angespornt und herausgefordert werden und die sprachlichen und kulturellen Barrieren zu den Flüchtlingen überwinden. Wenn wir mitmachen, werden sie nicht Almosenempfänger sein, sondern wertvolle Mitarbeiter in Gottes Reich.

Werde ein Brückenbauer für einen „Yassir Eric“ in deiner Region!

Im November 2021 gab es eine Premiere in Deutschland: Das Hoffnungsfest von ProChrist. Die beiden Hauptredner Mihamm Kim-Rauchholz und Yassir Eric sind Zuwanderer, Mihamm aus Korea und Yassir, ein ehemaliger Muslim, aus dem Sudan. Gott gebraucht Zuwanderer, um den postchristlichen Deutschen und den Zugewanderten in unserem Land zu begegnen. In den Asylunterkünften in deiner Region befindet sich vielleicht gerade der nächste Yassir oder die nächste Mihamm. Du kannst Brückenbauer für diese nächste Generation von Evangelisten sein, die Gott auf den griechischen Inseln zu sich gezogen hat, die er in deiner Gemeinde weitere Schritte in der Nachfolge gehen lassen will und die uns helfen, wieder sprachfähig zu werden für die postchristlichen Menschen in unserem Umfeld.

Welcome 2.0 nicht für, sondern mit den Flüchtlingen

In der großen Flüchtlingswelle 2015/16 haben viele Gemeinden und Christen Außerordentliches geleistet im Zugehen auf Flüchtlinge und praktischem Helfen. Der ursprünglichen Begeisterung und Willkommenskultur ist viel Frust gefolgt. Viele sind enttäuscht, weil wenige Flüchtlinge in den Gemeinden geblieben sind. Die Gründe dafür sind vielfältig und bedürfen eines genaueren Hinsehens und Analysierens.

Wir sehen, dass Gott ein Welcome 2.0 für unsere deutschen Gemeinden vorbereitet. Es wurde viel dazu gelernt, wie wir mit Menschen aus dem Orient besser umgehen können. Gläubige aus muslimischem Hintergrund sind im Glauben und in ihrem Dienst gewachsen. Es entwickelt sich langsam, aber stetig ein Miteinander, statt dem „wir für sie“ so wie in den Anfangsjahren.

Im Moment laufen auf verschiedenen Ebenen Gespräche, wie dieses Miteinander im Frühjahr, Sommer und Herbst 2022 konkret werden kann. Es ist angedacht, die vielen afghanischen Gläubigen in den verschiedenen Regionen Deutschlands im Lauf des Frühjahrs zu sammeln, zu vernetzen, zu stärken und zuzurüsten durch afghanische Mitarbeiter, die von deutschen Christen und Gemeinden dabei unterstützt werden.

Für den Sommer sind Familienfreizeiten und Camps für die gläubigen Afghanen geplant. Auch dort werden die wesentlichen Inputs und Prägungen durch reife afghanische Christen geschehen, und wir Deutsche helfen und unterstützen besonders im organisatorischen und logistischen Bereich.

Als weiteren Schritt wollen wir mit gemischten Teams in verschiedenen Regionen Deutschlands in Verbindung mit lokalen Gemeinden missionarische Einsätze machen. Wir werden afghanische und arabische Christen dabei unterstützen, ihre neu angekommenen Landsleute in den Flüchtlingseinrichtungen zu besuchen, mit ihnen attraktive Programme durchführen und mit ihnen das Evangelium teilen.

Wer an den genannten Aktivitäten, dem Sammeln, Zurüsten und Hingehen regional oder auch bundesweit teilnehmen möchte, kann sich uns melden, wir leiten Ihren Kontakt weiter. Sie erhalten dann Kontakte zu Ansprechpersonen in Ihrer Region.

aus Orientierung: M #magazin 1/2022