„Lasst die Kinder zu mir kommen!“

„Wir möchten nicht, dass du die Flüchtlingskinder zu uns in die Gemeinde fährst. Wenn sie alleine die drei Kilometer (zu Fuß) kommen, ist das für uns okay. Man weiß ja nie, ob die nicht eine Bombe unter der Kleidung tragen.“
Diese Aussage hörte ein Freund von mir, als er mit seiner Gemeindeleitung über seinen Einsatz bei den Flüchtlingskindern sprach. Für die Gemeindeleitung waren diese Flüchtlingskinder unbequem. Ihr Benehmen war nicht wie das der deutschen Kinder. Sie kamen mit Hunger. Manche in der Gemeinde hatten Angst um ihre Geldbörse oder andere Wertsachen. Kurz: die Flüchtlingskinder störten.

 

Jesus wünscht sich Gemeinschaft mit Kindern

Diese Geschichte erinnert mich stark an den Bibeltext aus Markus 10,13-16. Dort sind auch einige Nachfolger von Jesus, die verhindern wollten, dass die Kinder Jesus stören. Doch Jesus sieht das völlig anders. Er ruft die Kinder zu sich und segnet sie. Für Jesus bleibt es aber nicht nur bei dem Segen, er zeigt ihnen auch seine Liebe: „Er nahm sie in seine Arme“. (Vers 16) Doch damit noch nicht genug. Jesus stellt die Kinder auch als ein Beispiel für uns in den Mittelpunkt: Wir sollen Gott so bedingungslos vertrauen wie ein Kind seinen Eltern und Gott vertraut. Unser Sohn (vier Jahre) ist mir da oft ein Vorbild. Für ihn ist es völlig klar, dass wir in allen Situationen voll auf Gott vertrauen können. Vielleicht ist genau das der Grund, warum Jesus die Jünger tadelt und in Vers 14 sagt: „Lasst die Kinder zu mir kommen!“ Er wünscht sich die Gemeinschaft mit den Kindern. Diese Geschichte ist ja allgemein bekannt. Aber auch an vielen anderen Stellen legt Gott einen großen Schwerpunkt auf die Kinder. Wir wollen uns einmal verschiedene Stellen anschauen:

 

Höre zu und gebe weiter

5. Mose 6: In diesem sehr spannenden Kapitel gibt Gott konkrete Anweisungen, wie Israel vorgehen soll, damit sie Gott, sein Handeln und seine Regeln nicht aus den Augen verlieren. Dieses Kapitel hat einen klaren Dreiklang, an dem wir uns ein gutes Beispiel nehmen können. Als erstes lesen wir, dass Gott dem Volk Israel den Auftrag gibt: „Höre!“ (Verse 3+4). Er gibt ihnen sogar Tipps, wie sie sich Gottes Wort einprägen und sich daran erinnern können (Vers 8.9.11.20). Der zweite Auftrag, den wir in diesem Kapitel finden, ist das Halten der Gebote (Verse 1.3.5.17). Das Hören und Tun der Gebote ist die Grundlage. Doch in diesem Kapitel geht es vor allem auch um die Kinder. Denn der dritte Auftrag, den Gott gibt, lautet: „Gib das, was du gehört hast und was du tust, an die nächste Generation weiter!“ (Verse 2.7.20) Zwar ist hier im Kapitel immer wieder die Rede von dem „Sohn“, gemeint ist damit aber die nächste Generation insgesamt; also Söhne, Töchter, Kinder aus der Nachbarschaft und eben auch die Kinder der Flüchtlinge. Esra ist mir da ein großes Vorbild im Halten dieser drei Aufträge geworden. Esra richtete sein Herz darauf aus, Gottes Wort zu erforschen, zu tun und zu lehren (Esra 7,10).

 

Verleite kein Kind zur Sünde

Matthäus 18: Am Anfang dieses Kapitels geht es den Jüngern darum, die Rangfolge im Himmel zu klären. Doch Jesus macht daraus eine Lehrstunde, in der es um die Kinder geht. Das Spannendste in diesem Abschnitt sind die Warnungen, die Jesus ausspricht. Für die Juden damals war es die schlimmste Vorstellung zu ertrinken. Darauf nimmt Jesus Bezug. Man könnte sehr frei übersetzen: „Wer ein Kind, das an mich glaubt, zur Sünde verleitet, für den wäre selbst das Schlimmste, was ihr euch vorstellen könnt, noch besser!“ (Vers 6) Mich bewegt dieser Vers immer wieder dazu, mein eigenes Verhalten gegenüber den Kindern zu überprüfen. Verleite ich Kinder durch mein schlechtes Vorbild, durch das, was ich sage, durch das, was ich nicht sage oder dadurch, dass ich sie nicht beachte (Vers 10), zur Sünde?

 

Höre der Bibel zu

Sprüche 1-7: „Psst. Bitte leise lauschen!” So könnte die Einleitung der ersten Kapitel im Buch der Sprüche lauten. Wir belauschen Salomo, den Mann mit der größten göttlichen Weisheit, wie er als Vater seinem Sohn geistliche Unterweisung weitergibt. Da möchte ich als Vater nur still lauschen und lernen. Wie kann ich das, was ich glaube und erlebt habe, an meine Kinder weitergeben? Salomo gibt seinem Sohn Warnungen (Sprüche 1,10), Tipps (Sprüche 3,5) und Ermutigungen (Sprüche 4,5) mit auf den Weg. Ich habe mich von Salomo ermutigen lassen, selber diesen Ratschlägen zu folgen, sie an meine Kinder weiterzugeben, aber auch sie den Kindern in meiner Nachbarschaft nicht zu verschweigen. Dazu gehören für mich auch die Kinder, die aus fernen Ländern zu uns kommen.

Kindern von Gott erzählen

Psalm 78: „Damit sie nicht würden wie ihre Väter“, die Gott ungehorsam waren (Vers 8). In diesem Kapitel bekommen wir einen klaren Hinweis, warum wir die Kinder in der Liebe zu Gott unterweisen sollen. Sie sollen nicht so werden wie ihre Vorfahren. Nein, sie sollen ihr Vertrauen auf Gott setzen (Vers 7). Und das können sie nur, wenn sie hören, wer Gott ist, wie Gott ist und was Gott alles kann (Vers 4). Erst dann können sie eigene Schritte im Vertrauen auf Gott gehen.

Ist nicht genau das unser Ziel: Dass Kinder ihr Vertrauen auf Gott setzen? In allen diesen Abschnitten legt Gott deutlich einen Schwerpunkt auf die Kinder. Darf ich Sie einladen, sich diese Texte noch einmal mit einem Blick auf die Kinder genauer anzuschauen?

Lassen Sie sich doch dadurch neu ermutigen, den Kindern zu helfen, ihr Vertrauen auf Gott zu setzen, egal, ob sie Theo, Sara, Igor, Olivia, Mesut oder Ayshe heißen. Beratung zu dem Thema bekommen Sie auch bei unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern am Beratungstelefon!

Literaturtipp:

Muslimischen Kindern begegnen
Hiltrud Ströhlein

94 Seiten, 6,90 €
Art.-Nr.: 2445997

Hier finden Sie eine Rezension über dieses völlig neu überarbeitete Buch.