Immer wieder einmal protestieren Muslime gegen christliche „Missionierung“ – und weisen in diesem Zusammenhang oft darauf hin, der Islam sei tolerant gegenüber anderen Religionen und „missioniere“ nicht. In der Art der Ausbreitung bestehen tatsächlich große Unterschiede zwischen Islam und christlichem Glauben. Natürlich gibt es auch Ähnlichkeiten: beide verbreiten ihre Schriften, laden zu Informationsveranstaltungen ein, führen Gespräche mit Interessierten… Sicherlich längst nicht alle Muslime, aber doch einige führende Personen und islamische Organisationen arbeiten intensiv daran, den Einfluss des Islam zu intensivieren – auch in Gebieten, die nicht traditionell islamisch sind. Dazu wird, je nach Situation, eine ganze Palette von Mitteln angewandt. Vieles davon dient zunächst einmal hauptsächlich dazu, dass Muslime entsprechend den Vorschriften ihrer Religion leben können; es hat aber zugleich Auswirkungen auf die übrige Gesellschaft. Wenn hier einige Methoden skizziert werden, die Muslime einsetzen, um den Islam zum Thema zu machen und eine Gesellschaft islamisch zu beeinflussen, behaupten wir damit nicht, dass Christen sich nicht ähnlich verhalten können. Wir wollen auch nicht Muslimen das Recht absprechen, ihre Religion auszubreiten, oder alle angewandten Methoden von vornherein als unlauter verdächtigen. Menschen in Europa sollten einfach informiert sein, dass sehr wohl an der Ausbreitung des Islam gearbeitet wird und wie das geschieht. Neben den unterschiedlichen Informationsveranstaltungen, wozu auch der „Tag der offenen Moschee“ zu rechnen ist, werden folgende Mittel eingesetzt:

Der Bau von Moscheen dient natürlich dem Gebet und der Unterweisung im Islam durch Freitagspredigt und Koranunterricht. Zugleich „sprechen“ vor allem die repräsentativen Moscheebauten von der Anwesenheit des Islam und sind Orte, wo interessierte Nichtmuslime über den Islam informiert werden können. Welche Bedeutung dem von muslimischer Seite zugemessen wird, ist ablesbar an der Tatsache, dass christlichen Gemeinden in vielen islamischen Ländern große Schwierigkeiten gemacht werden, in ähnlicher Weise Kirchen zu bauen. Zunehmend werden Gerichtsprozesse geführt, in denen die Rechte von Muslimen zum ungehinderten Praktizieren ihres Glaubens eingefordert werden: z. B. Erlaubnis der islamischen Form des Schächten, des lautsprecher-verstärkten Gebetsrufs, auch im Dienst als staatliche Beamtin das Kopftuch tragen zu dürfen … – Damit werden vor allem Juristen und Politiker, aber auch weitere Kreise der Gesellschaft herausgefordert, sich mit dem Islam und seinen Vorschriften zu befassen. Würde jeweils zugunsten der Muslime entschieden, würde damit Schritt für Schritt den Muslimen als einer Sondergruppe innerhalb der Gesellschaft eine Reihe von Sonderrechten eingeräumt. Nach der Vorstellung einiger Muslime sollte das letztlich dazu führen, dass der muslimischen Bevölkerung auch in Europa das Recht zugestanden würde, ihre Angelegenheiten (incl. Ehe-, Familien– und Erbrecht) nach der „Scharia“ zu regeln. Kritik am Islam, auch wenn sie sachlich vorgetragen wird, wird zunehmend als „intolerant“ oder als „religiöse Diskriminierung“ abgewehrt. Statt inhaltlicher Auseinandersetzung wird Kritikern gegenüber oft nur der Vorwurf erhoben, sie würden „den Islam nicht richtig verstehen“ oder gar hassen. Bewusst oder unbewusst wird auf diese Weise eine Atmosphäre erzeugt, die eine offene Auseinandersetzung mit dem Islam erschwert – und damit auch das Zurückweisen des islamischen Wahrheits- und Herrschaftsanspruchs.

Dass Muslime sich bemühen, einflussreiche Positionen in Wirtschaft, Politik, Kultur etc. zu erreichen, ist ihnen weder zu verwehren noch als verdächtig anzusehen. Tatsache ist allerdings: auch auf diesem Weg gewinnt der Islam an Einfluss und Macht. Das Internet, Videoplattformen und Chatforen werden genutzt, um über den Islam zu informieren und vor allem junge Menschen von seiner Wahrheit zu überzeugen und für diese Religion zu gewinnen. Weitere Mittel zur Ausweitung des islamischen Einflusses sind die Verbreitung des Koran, der Bau von Schulen und die Vergabe von Stipendien, in manchen Ländern sogar Arbeitsplätze, die bevorzugt mit Muslimen besetzt werden, verbunden mit dem Angebot für Nichtmuslime, dem Islam beizutreten. Vor allem in Afrika wird auch islamische Entwicklungshilfe geleistet, die oft bewusst darauf zielt, die islamischen Volksgruppen zu stärken und Nichtmuslime für den Islam zu gewinnen. Viele Muslime setzen sich mit starker Überzeugung und großem Eifer für ihre Religion ein. Manche bringen dabei ihre Erwartung, Europa in nächster Zeit für den Islam gewinnen zu können, mit starken Worten zum Ausdruck. Das löst einige Ängste aus, ist aber wohl kaum realistisch. Dass allerdings längerfristig auch in Europa der Einfluss des Islam zunehmen wird, ist zu erwarten.

Für Christen erscheinen folgende Gesichtspunkte von grundlegender Bedeutung:

Den wachsenden Einfluss des Islam mit verwerflichen Methoden wie Diffamierung, Ungerechtigkeit oder gar Gewalt eindämmen zu wollen, ist keine Lösung. Solche Verhaltensweisen stehen nicht unter Gottes Segen und zerstören das menschliche Zusammenleben in unserer Gesellschaft. Der Islam – oder andere religiöse und ideologische Kräfte – werden umso mehr Raum gewinnen, je größer das geistliche Vakuum in unserer Gesellschaft wird. Eine erneute Hinwendung zu Jesus Christus und zu Gottes Wort in den Kirchen und Gemeinden ist nötig, damit wir entsprechend unserem Glauben leben und mit neuer Freude und Vollmacht das Evangelium bezeugen können. Politiker und Juristen benötigen viel Weisheit, um unterscheiden zu können, welche Rechte Muslimen wie allen anderen Staatsbürgern zukommen, und wo die Gefahr besteht, dass der Aufbau einer Parallelgesellschaft unterstützt wird oder Muslime in dominierender Weise Einfluss ausüben. Dazu ist es nötig, Gottes Aufforderung zum Gebet für Regierende viel treuer zu befolgen und uns selbst für ein gutes mitmenschliches Zusammenleben einzusetzen.

 

Orientierung 2005-01; 15.02.2005

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