Auch Schweden ist das Ziel vieler Flüchtlinge. Wir haben am 20. Oktober 2015 mit Pastor Sand telefoniert. Er ist seit zehn Jahren in einer evangelischen Freikirche in Stockholm tätig.

Aus welchen Ländern stammen die Flüchtlinge?
Eine große Welle von Flüchtlingen kam in den letzten Wochen zu uns nach Schweden. In der vergangenen Woche allein 9.000 bis 10.000! Darunter 2.500 Kinder ohne ihre Eltern – 2.000 von ihnen aus Afghanistan. Bei denen, die in unserem Land ankommen, handelt es sich um drei Gruppen: Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan und aus dem Irak. Einige Eritreer sind auch dabei.

Was versucht Ihre Kirche für Migranten zu tun?
Unsere Kirche befindet sich im Stockholmer Stadtteil Rinkeby. Dort leben 16.000 Menschen, von denen 90 % Migrationshintergrund haben. Wir sind eine internationale Kirche. In unserem Stadtteil leben überwiegend Muslime, die schon länger da sind. Viele andere Gemeinden in Schweden sind näher dran an Aufnahme-Einrichtungen für Flüchtlinge als wir. In einer größeren Aktion haben wir den Jesus-Film an jeden Haushalt verteilt – über 5.000 Exemplare.

Wie kommen Sie sonst in erste Kontakte mit Fremden?
Im Zentrum von Rinkeby organisieren wir ein- bis zweimal im Monat einen Büchertisch. Unterstützt werden wir dabei z. B. von Teams von Bibelschulen. Flaggen verschiedener Länder machen darauf aufmerksam. An den Boxen steht die jeweilige Sprache. Kostenlos gibt es da Evangelien, Jesus-Filme in unterschiedlichen Sprachen und christliche Schriften. Wir laden Besucher zu einem Kaffee ein. Es ist einfach, mit Migranten in Kontakt zu kommen, mit ihnen ein Gespräch zu starten. Wir laden sie auch zu unseren Gottesdiensten ein.

Und was bieten Sie Menschen an, die Interesse haben?
Wer Interesse zeigt, wird in eine Bibelstudiengruppe für Suchende eingeladen oder zum Gottesdienst. Einige wurden bereits getauft.

Wie gelingt es Ihnen, auch kritischen Menschen zu begegnen?
Viele wollen am Büchertisch mit uns diskutieren, stellen kritische Fragen. Wir haben regelmäßig Arabisch sprechende Christen unter uns. Einzelne Gespräche können da eine oder sogar zwei Stunden dauern. Diese Christen sind eine große Hilfe. Es gibt auch Leute, die uns dort nicht so gerne sehen und fragen, warum wir überhaupt den Büchertisch machen. Es gibt in unserem Stadtteil viele Somalier. Wir stellen fest, dass sie einander stark beobachten.

Wie läuft es in anderen Gemeinden?
In anderen christlichen Gemeinden werden Sprachkurse durchgeführt. Besonders im Sommer lassen sich leicht z. B. in Parks, wo sich Menschen gerne aufhalten, Kinder einladen zum Singen, Spiele durchführen, biblische Geschichten erzählen. Viele Christen sind aktiv, gehen zu den Flüchtlingen und laden sie ein. Gebrauchte Kleidung wird angeboten, man kümmert sich um soziale Bedürfnisse. Wir freuen uns, dass viele Menschen aus dem Iran und aus Afghanistan zum Glauben an Jesus kommen. Nach unserer Erfahrung geht es mit Türken und Somaliern langsamer.

Was wäre ein Anliegen, für das wir beten können?
Es fehlen mehr Christen, die sich einbringen. Christen, die stabil in ihrem Glauben sind und sich aktiv beteiligen. Das ist ein großes Anliegen.

Der Wunsch des Evangelisch-Freikirchlichen Kirchen-Bundes in Schweden ist, mehr multikulturelle Gemeinden zu sehen. Gemeinde soll ein „Bethaus für alle Völker“ sein. In Facebook oder Blogs wird über Multikultur diskutiert, über Probleme, wie Migranten die Gemeinde und das Land verändern. In manchen Kirchen ist es so, dass sich werktags die einzelnen Sprachgruppen treffen. Am Sonntag wird der Gottesdienst gemeinsam gefeiert. Das bedeutet, ihn in Liebe und Großzügigkeit und nicht zu „schwedisch“ zu gestalten. Manche Kirchen tun sich damit schwer. Sie denken, es wäre fair und einfach, wenn alles weitergeht wie gewohnt. Quelle: www.efk.se

Orientierung 2015-04; 31.12.2015
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