Die Islamisierung der Welt ist das ausgesprochene Ziel des Koran und der Traditionen (z. B. Sure 8,39; 2,193). Das islamische Gesetz, die Scharia, soll die Lebensbereiche aller Menschen durchdringen. Wenn man Muslime fragt, glorifizieren sie meist, wie der Islam sich geschichtlich ausgebreitet hat. Mohammeds Zuhörer wurden demnach von Bewunderung überwältigt, wenn sie seiner Predigt lauschten: seine Weisheit und Sprachgewalt… Druck oder gar Gewalt habe es dabei nicht gegeben. Das gleiche gelte für die Ausbreitung des Islam bis heute. Stimmt das? Aus der Fülle von geschichtlichen Vorgängen können wir hier nur einige „stichprobenartig“ herausgreifen.

Islamisierung durch Mohammed

Mohammeds Biographie offenbart eine ganze Anzahl verschiedener Methoden der Islamisierung seiner Zuhörer und der ganzen Gesellschaft. Von Mohammed wird berichtet, dass er durch seine arabischen Reime und Drohungen vom nahen Gericht Gottes innerhalb der ersten 12 Jahre zumindest 70 Anhänger überzeugen konnte. Vorislamische Riten wurden in den Islam aufgenommen. Dadurch übernahmen diese Volksgruppen den Islam leichter. In der Zeit von Medina rief er seine Anhänger auf, gewaltsam insbesondere gegen Juden vorzugehen. Das trug später dazu bei, dass manche Juden den Islam annahmen, um der Verfolgung zu entkommen. Zwang durch Angst vor Verfolgung, Folter und Mord spielten eine große Rolle. So nahm nach Mohammeds Auftragsmord an Bint Marwan, einer Gegnerin Mohammeds, ihre ganze Verwandtschaft „freiwillig“ den Islam an. Es folgten viele weitere Einzelbekehrungen, weil manche um ihr Leben fürchteten. Bei einer Begegnung mit Abu Sufyan drohte Mohammed, ihm direkt den Kopf abzuschlagen, falls er ihn nicht als Propheten anerkennen würde. Umgehend folgte dessen Bekehrung. Mohammed rief zum Krieg für Allah auf. Seine siegreichen oder als siegreich dargestellten Schlachten förderten in manchen seiner Zeitgenossen den Wunsch, auch dieser scheinbar unschlagbaren, bewundernswerten Religion anzugehören. Oftmals war die Einladung zum Islam verknüpft mit der Androhung gewaltsamer Eroberung. So lud Mohammed die Bewohner des Oman ein, den Islam anzunehmen oder sich auf eine Invasion einzustellen, ebenso den byzantinischen Kaiser Herakleios. Da solche „Einladungen“ fast nie angenommen wurden, verbreitete sich der Islam in dieser Zeit vor allem durch militärische Eroberungen. Mohammed versprach seinen Anhängern Reichtum und Kriegsbeute. Ein armer Araber zur Zeit Mohammeds konnte nur gewinnen, wenn er den Islam annahm: entweder kam er als Märtyrer ins Paradies, wenn er im Dschihad gefallen war, oder er kehrte mit viel Beutegut und Sklavinnen zurück. Mohammed setzte auch die Beute ein, um Opportunisten an den Islam zu binden. So verteilte er Kriegsbeute an die Mekkaner gegen den Willen seiner Kämpfer, um die Herzen dieser noch Wankelmütigen tiefer im Islam zu „festigen“. Einmal an der Macht, ließ Mohammed andere Glaubensoptionen zerstören. Nach der Eroberung von Mekka ordnete er die Zerstörung aller Götterstatuen und Symbole der Kaaba und andernorts an. Deshalb konnte dort nur noch Mohammeds Gott verehrt werden. Mohammed befahl den Krieg gegen Heuchler, die ihre Islamgläubigkeit nur vortäuschten (Sure 9,73; 33,60-61). Er ließ konkurrierende Moscheen zerschlagen und andere selbsternannte Propheten töten.

Islamisierung nach Mohammed

Sofort nach Mohammeds Tod verließen viele Nomadenstämme der arabischen Halbinsel den Islam. Die Ridda-Kriege waren eine Art Zwangs-Reislamisierung. Abgefallene Muslime wurden vom ersten Kalifen, Abu Bakr (regierte 632-633 n.Chr.) mit Gewalt wieder zum „rechten“ Glauben zurückgebracht. Juden und Christen, sogenannte Schutzbefohlene (Dhimmis), mussten ein Kopfgeld (Dschizya) entrichten, eine Art Schutzgeld-Erpressung.

Ägypten

Nach der Eroberung Ägyptens 639-642 n.Chr. wollte die arabische Führung erst einmal keine Konversion der koptischen Christen, da diese Kopfgeld zahlten. Zeiten größerer Freiheiten wechselten sich ab mit Zeiten massiver Unterdrückung. Nachdem ärmere arabische Stämme angesiedelt worden waren, kam es zunehmend zu Konversionen. Denn wenn ein Muslim eine koptische Frau heiratete, zählten ihre Kinder automatisch zum Islam. Die Umayyaden-Herrscher erhöhten die Kopfsteuer. Um dieser zu entgehen, gab es immer wieder Wellen von Konversionen zum Islam. Ein Konvertit zum Islam konnte sein Erbe nicht mehr an seine christlichen Verwandten weitergeben, wodurch eine Anhäufung des Reichtums bei Muslimen folgte und eine Verarmung auf christlicher Seite. Kopten übernahmen die arabische Sprache, was als Durchbruch der Islamisierung bezeichnet wird. Christen wurden über die Jahrhunderte sowohl finanziell, rechtlich als auch gesellschaftlich benachteiligt und zurückgedrängt. Propaganda gegen Christen als Verräter und potentielle Terroristen führte immer wieder zu Angriffen seitens der muslimischen Bevölkerung. Viele Kopten konvertierten deshalb lieber, um ihre Arbeit, Erbe, Auskommen und ein stressfreies Leben zu behalten.

Türkei

Die Islamisierung Anatoliens begann im 7. Jh., wurde aber im 8. und 9. Jh., soweit möglich, mit jährlichen Angriffen der arabischen Armeen vorangetrieben. 1453 fiel Konstantinopel durch die Osmanen. Byzantinische Theologen sahen im Islam über lange Zeit nur eine Spielart der christlichen Irrlehre des Arianismus (nur der Vater ist Gott). Sie unterschätzten den Islam als politische und militärische Macht. Erst ab dem 12. Jh. gab es eine tiefere religiöse Auseinandersetzung. Konversionen bedeuteten in dieser Zeit oft die völlige kulturelle und sprachliche Assimilation.

Balkan

Ab dem 15. Jh. islamisierten die Osmanen den Balkan durch Eroberungen. In der sogenannten Knabenlese wurden Jungen von christlichen Familien aus dem Balkan und Kaukasus verschleppt und zu muslimischen Soldaten (Janitscharen) erzogen. Eine organisierte Zwangsislamisierung (siehe auch Mameluken – islamisierte Militärsklaven ab dem 9. Jh. z. B. in Ägypten).

Islamisierungsmethoden

In der Geschichte des Islam können wir folgende Islamisierungs-Komponenten feststellen. Durch Glaubenspraxis der Muslime wie Fasten, Gebetszeiten, Almosen, Pilgerfahrt entsteht eine muslimische Kultur, die auf manche Andersgläubige anziehend wirkt. Andererseits werden Andersgläubige ausgeschlossen. Wer dabei sein will, Handelsbeziehungen pflegen oder seinen Arbeitsplatz behalten möchte, muss über kurz oder lang Muslim werden. Nichtmuslime werden als Ungläubige eher gemieden (Wala-Konzept). Demnach sollen Muslime keine Nichtmuslime als Freunde haben. Muslimische Händler gingen bewusst Mischehen ein. Sie heirateten in einflussreiche einheimische Familien, um diese zu islamisieren. Sie dürfen bis zu vier Frauen gleichzeitig heiraten und haben dadurch viele Nachkommen, was einen islamischen Bevölkerungsdruck erzeugt. Das islamische Erbrecht führt zu einer Verschiebung der Besitzverhältnisse. Ein Konvertit zum Islam darf seinen Besitz nicht mehr an seine nichtmuslimischen, christlichen oder jüdischen Verwandten vererben. Damit gibt es innerhalb weniger Jahrhunderte eine starke Güterverschiebung zugunsten des Islam, wie in Ägypten geschehen. Manch einer konvertiert, um sein Erbe nicht zu verlieren. Die Todesstrafe für Abfall vom Islam zerstört den ehrlichen Wettbewerb der Überzeugungen. Andere, die mit dem Gedanken spielen, den Islam zu verlassen, schrecken davor zurück.

Islamisierung heute

Dschihad-Gruppen wie IS/Syrien, al-Qaida/Afghanistan, al-Schabaab/Somalia, Jemaah Islamiyah/Indonesien, Boko Haram/Nigeria und einzelne islamische Staaten arbeiten bewusst mit Einschüchterung und Gewalt. Saudi-Arabien, Kuwait, Oman und andere reiche arabische Ölländer investieren in den Bau von Moscheen und islamischer Infrastruktur weltweit. Die verschiedenen Richtungen kämpfen gegeneinander um die Vorherrschaft einer Deutung des Islam. Als Mittel der Islamisierung kommen heute Medien wie Fernsehen, Radio, Internet, YouTube, soziale Medien hinzu. Islamorganisationen präsentieren sich der Öffentlichkeit und Politik, um den islamischen Einfluss auszuweiten. Islamische Kleidung will den öffentlichen Raum einnehmen. Christen und Juden werden von führenden Lehranstalten des Islam herabgesetzt, angefeindet und verleumdet. Gegen Kritiker wird prozessiert, um sie mundtot zu machen. Auch gemäßigte Islamisten, wie der türkische Fethullah Gülen, möchten mit Kindergärten, Schulen, Universitäten, Stipendien und Medien Einfluss nehmen.

Beispiel West-Neuguinea

Das Land ist traditionell nicht von Muslimen bewohnt, reich an Gold, Nickel und Erdöl. Indonesien besetzte es 1963. Seither wird es islamisiert. Die Regierung veranlasste die Umsiedlung von Muslimen aus Java und Süd Sulawesi nach West-Neuguinea. Sie begründet dies damit, dass es dort einen Bevölkerungsdruck gäbe. Täglich kommen Schiffe mit Muslimen in den Häfen an. Sie bilden eigene Vorstädte nach islamischen Regeln, die sich dann immer mehr der Städte bemächtigen. Gebetsrufe dominieren zu jeder Tages- und Nachtzeit. Verwaiste und arme Papuakinder werden durch kostenlose Stipendien geworben oder auch gelegentlich entführt, damit sie in Jakarta in islamischen Schulen islamisiert werden und als Islammissionare zu ihren Volksgruppen zurückkehren (moderne Knabenlese). Islamische Hilfsorganisationen geben der armen Bevölkerung Arbeit, Unterricht, Nahrung und Wohnung. Die Vielehe ist traditionell weit verbreitet. Sie wird von den Kirchen abgelehnt, doch der Islam toleriert sie. Deshalb kommt es häufig zu Übertritten. 2016 wird die muslimische Bevölkerung auf 60% geschätzt.

Fazit

Die Islamisierung durch Einladung zum Islam (Dawa) ging immer schon Hand in Hand mit politisch-militärischem Vorgehen. Sie nimmt mittel- und langfristig durch verschiedene Eingriffe den Bewohnern die Möglichkeit, frei über ihren Glauben zu entscheiden. Islamisierung ist also durchaus eine Art muslimischer Imperialismus, da er gegen alle Nichtmuslime und sogar Muslime anderer Richtung vorgeht. Doch nicht alle Gebiete, die islamisiert wurden, sind es auch geblieben: z. B. Spanien, der Balkan und Indien.

Christliche Reflexion

Auch in der Geschichte des Christentums gab es leider immer wieder Versuche, Menschen mit Gewalt zu „christianisieren“ oder am Abfall vom Glauben zu hindern. Generell zeigt sich im christlichen Glauben aber ein ganz anderes Bild. Insbesondere wenn wir den Ursprung des christlichen Glaubens betrachten, also die ersten drei Jahrhunderte nach Christus, sehen wir, wie Christen als Minderheit zeitweise extrem verfolgt wurden, ohne Gegenwehr zu leisten. Trotzdem verbreitete sich der christliche Glaube. Diese Bereitschaft zur Gewaltlosigkeit in Bezug auf Glauben kommt nicht von ungefähr. Jesus Christus kritisierte seine Jünger, wenn sie im Zusammenhang mit dem Glauben zu Gewalt greifen wollten (Mt 26,52; Lk 9,55). Er versprach ihnen weder irdische Beute noch Reichtum. Erwarten konnten sie, dass einige sich durch ihre Verkündigung überzeugen lassen würden, daneben aber viel Ablehnung und Verfolgung. Jesus selbst starb am Kreuz für die Sünden der Welt und stand am dritten Tag vom Tod auf. Er überzeugte durch seine Taten, die seine Gottessohnschaft beweisen. Petrus und andere Apostel, Paulus und die Gemeinde von Thessaloniki freuten sich sogar über ihre Leiden um des Glaubens willen (Apg 5,41; Kol 1,24; 1.Thess 1,6). Das hat Vorbildfunktion. Wer dem Beispiel von Jesus und den Aposteln folgt, wird sich zwar bemühen, andere zu überzeugen, ihnen aber niemals die Freiheit nehmen, anders zu denken und zu glauben.

 

Orientierung 2016-01; 15.02.2016
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