Was ist vorbereitend zu bedenken, wenn in einer Kindergruppe, zu der auch muslimische Kinder kommen, die Geschichte vom Sündenfall erzählt werden soll? Im folgenden Erzähl-Vorschlag wird versucht, die für das biblische Verständnis von „Sünde“ wichtigen Akzente in der Geschichte angemessen hervorzuheben – aber auch auf Gottes bleibende Liebe hinzuweisen.

 

Was Muslime über Sünde glauben:

1. Der Sündenfall ist wegen der Schwachheit von Adam und Eva geschehen. Der Muslim ist grundsätzlich in der Lage, Gutes zu tun, aber er ist manchmal schwach. 2. Sünde kann durch gute Taten wieder aufgewogen werden. 3. Sünde bewirkt keinen totalen Bruch mit Gott. 4. Gott kann auf Grund seiner Allmacht vergeben (diese Vergebung ist ausreichend, um die Schuld des Menschen wegzunehmen).

 

Was die Bibel über Sünde sagt:

1. Sie ist ein Verstoß gegen Gottes gute Anordnungen, Gebote. 2. Sünde ist ein Zweifeln an Gottes guter Absicht für unser Leben. 3. Sie beleidigt Gott und ist Rebellion gegen ihn. 4. Sie bewirkt Trennung von Gott. 5. Versöhnung ist nötig, um die zerstörte Beziehung zu Gott wieder herzustellen.

 

1. Gott hat dem Menschen eine hohe Würde gegeben, er hat ihn zum Bilde Gottes gemacht. Er hat ihn zur Gemeinschaft mit Gott geschaffen.

2. Der Mensch hat Gottes gute Absicht mit ihm in Frage gestellt und wollte sein wie Gott.

3. Es ist zur Vertreibung der Menschen aus dem Paradies gekommen und zur Trennung von Gott. 4. Gott tötet die Menschen nicht, aber sie haben ein kurzes, mühevolles Leben. Gott gibt die Menschen nicht ganz auf, er sorgt sich um sie (Kleider aus Fell) und kündigt einen zukünftigen Retter an.

 

Lernvers: Wohl dem, dem die Übertretungen vergeben sind, dem die Sünde bedeckt ist! Psalm 32.1

 

Einleitung, 1. Mose 2,5-25

Am Ende der Schöpfung schuf Gott den Menschen. Zuerst den Mann, dann die Frau. Er machte sie sich selbst ähnlich, mit der Fähigkeit zu sehen, zu hören, zu denken und zu sprechen. Auch waren sie in der Lage, Gottes Stimme zu hören und darauf zu antworten. Besonders hat er uns geschaffen, um Gemeinschaft mit ihm zu haben: dass wir seine Liebe zu uns erkennen und darauf mit Liebe antworten können. Das kann kein Tier, nur wir Menschen.

Gott schuf für die ersten beiden Menschen einen wunderbaren Garten mit herrlichen Früchten. Adam und Eva, wie die ersten Menschen hießen, sorgten für diesen Garten. Gott freute sich sehr über diese Menschen, und es gab nichts Trennendes zwischen Gott und Adam und Eva. Dann aber passierte etwas!

 

Hauptteil, Kap. 3 (1. Mose 3)

In diesen wunderbaren Garten kommt die Schlange und spricht mit Eva über die Bäume im Garten und darüber, was Gott zu den Menschen gesagt hat. Die Schlange ist sehr listig und stellt Gott in ein schlechtes Licht. Sie sagt: „Hat Gott wirklich gesagt, ihr sollt von keinem der Bäume im Garten essen?“ Da antwortet Eva: „Wir essen schon von den Bäumen im Garten, nur von einem Baum in der Mitte des Gartens sollen wir nicht essen, sonst müssen wir sterben.“ Darauf sagt die Schlange: „Ihr werdet nicht sterben, sondern werdet so klug werden wie Gott.“ Nun wurde der Baum in der Mitte des Gartens plötzlich interessant für Eva; wer will denn nicht auch so klug werden wie Gott? Und sie denkt: „Hat Gott uns vielleicht etwas Gutes vorenthalten?“ So glaubt Eva den Lügen der Schlange, dass Gott es gar nicht so gut mit ihnen meint.

Stellt euch einmal vor, ihr habt einen guten Freund, der hat euch schon so viel geholfen und euch ganz viel geschenkt, und nun kommt ein Junge daher, den ihr nicht kennt und der euch auch nichts geholfen hat. Der redet schlecht über euren Freund und sagt, dass euer Freund ein Lügner sei, und der hätte noch so viel Gutes, das er vor euch verstecken würde. Wem würdet ihr nun vertrauen? Dem Jungen, der euch noch nichts Gutes getan hat, oder eurem Freund, der euch viel Gutes getan hat? Könnt ihr euch nun vorstellen wie traurig und enttäuscht Gott darüber war, dass Eva der Schlange mehr vertraute als Gott, der ihr das Paradies geschenkt hat?

Eva greift jetzt nach einer Frucht, beißt hinein und gibt auch Adam davon. Die beiden haben Gottes Verbot nicht vergessen, aber das Angebot ist so verlockend, dass sie der Versuchung nicht widerstehen. Was wird wohl nun geschehen? Sie fangen plötzlich an sich zu schämen, weil sie nackt sind und machen sich Kleider aus Feigenblättern. Sie schämen sich nicht nur voreinander, sondern auch vor Gott. Das Schlimmste ist aber, dass sich jetzt Misstrauen gegenüber Gott eingeschlichen hat.

Als Gott am Abend durch den Garten geht, sind die Beiden nicht da, sie haben sich versteckt. Sie meinen, Gott könnte sie nicht finden. Aber Gott weiß, wo sie sind. Doch er möchte, dass sie freiwillig zu ihm kommen. Deshalb ruft er: „Adam, wo bist du?“ – Geht es uns nicht auch so, wenn wir etwas angestellt haben, dass wir dann am liebsten unseren Eltern nicht unter die Augen kommen oder mit ihnen sprechen wollen? Adam kommt aus seinem Versteck, er gibt Gott als Antwort, dass er sich geschämt hat, weil er nackt ist. Gott stellt ihm eine weitere Frage: „Woher weißt du, dass du nackt bist? Wer hat dir das gesagt? Hast du von dem Baum gegessen, von dem ich verboten habe zu essen?“

Gott will, dass Adam selbst sagt, was geschehen ist. Aber Adam gibt nicht zu, dass er sich hat verführen lassen, sondern wälzt die Schuld auf seine Frau ab. Er sagt zu Gott: „Die Frau, die du mir gegeben hast, die gab mir von der Frucht, da habe ich gegessen.“ Adam gibt also auch Gott die Schuld, dass er ihm diese Frau gegeben hat! Das kennen wir doch auch sehr gut. Wenn wir von den Eltern oder vom Lehrer zur Rede gestellt werden, dann sagen wir: „Mein Bruder hat aber zuerst genommen,“ oder: „meine Schwester wollte unbedingt haben“ usw. Wäre es nicht viel besser, ich würde meine Schuld zugeben und Gott und meine Eltern um Vergebung bitten?

Als Gott Eva fragt, sagt diese: „Die Schlange hat mich verführt.“ Auch sie gibt ihre Schuld vor Gott nicht zu und bittet ihn nicht um Vergebung. Daraufhin sind Adam und Eva nicht gleich gestorben, aber die Freundschaft mit Gott wurde gestört, und ein tiefer Graben zwischen Gott und den Menschen ist entstanden. Diese Trennung von Gott kann nicht durch viele Gebete oder durch gute Taten wieder in Ordnung gebracht werden. Nein, nur Gott selbst kann diese Trennung aufheben.

Die Schlange und auch Adam und Eva bekommen eine Strafe von Gott. Sie werden für immer aus dem wunderbaren Garten vertrieben. Zur Schlange sagt Gott: „Auf dem Bauch musst du kriechen und Erde fressen.“ Zu Eva sagt Gott: „Mit Schmerzen wirst du die Kinder zur Welt bringen.“ Und zu Adam: „Der Acker, den du bearbeitest, wird von Dornen und Disteln überwachsen sein. Du wirst viel Mühe haben, um ihn fruchtbar zu machen, damit du Brot zum Leben hast.“ Das ist bis heute so geblieben. Wir müssen für unser Leben hart arbeiten. Wir leben nicht mehr im Paradies und in der Freundschaft mit Gott.

Trotz aller Strafe, die er gegeben hat, liebt Gott die Menschen. Er hat ihnen versprochen, dass er einen Retter schicken wird, der sie von der Macht des Bösen befreien wird, und er hat Adam und Eva Kleider aus Fellen von Tieren gemacht.

 

Orientierung 2012-05; 01.12.2012

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