Es ist ein Phänomen: Gute Geschichten bleiben besser im Gedächtnis als ein sachlicher Vortrag. Im Marketing wird von „storytelling“ gesprochen. Wer in wenigen Bildern die beste Geschichte erzählt, ist ein guter Stratege. Was hindert uns, auch geistliche Wahrheiten in alltagstaugliche Geschichten zu packen? Hier ein paar Hilfen für Ihre Geschichte(n).

 

Aus dem Orient gibt es zahlreiche Hirtenerzählungen, in Karawansereien wurden Geschichten erzählt, in Mekka gab es sogar Vortrags-Wettbewerbe. Jesus verwendete viele Gleichnisgeschichten, um daran geistliche Wahrheiten zu verdeutlichen. Warum nicht biblische Werte in eine Geschichte kleiden, eine Begebenheit aus unserer Erlebniswelt?

 

Nötige Vorbereitungen

Gute Vorbereitung braucht Zeit. Vor dem Erzählen einer biblischen Geschichte ist der Text gründlich zu lesen, zu gliedern. Die W-Fragen helfen, wichtige Teile des Inhalts zu berücksichtigen: Warum? Wo? Wozu? Wer? Wie? Weshalb? Für biblische Geschichten gibt es als Hilfen zur Vorbereitung Namensregister im Anhang oder die Konkordanz. Auch im Internet gibt es Quellen für nützliche Informationen, wie zum Beispiel

www.bibelserver.com oder Wikipedia. Wenn wir die Personen, die Orte, die Zeit erfasst haben, ist nach dem Ereignis zu fragen: Was ist eigentlich genau passiert? Was war damals für die beteiligten Menschen wichtig, was können heute meine Zuhörer aus der Geschichte mitnehmen? Bin ich ehrlich zu mir selbst, werde ich mich fragen, was die Geschichte mit mir zu tun hat.

 

Aufbau einer Geschichte

Erzählformen: Oft befindet sich der Erzähler in der Rolle einer unbeteiligten Person, die die Geschichte darbietet. Wenn möglich in der Gegenwartform erzählen. Auch indirekte Rede kann in direkte Rede verwandelt werden und macht die Geschichte lebendiger. Noch besser wirkt die Ich-Form des Erzählens, sie wirkt beinahe wie ein Theaterstück. Nur kann ein Erzähler schlecht in die Rollen anderer Beteiligten überwechseln.

Einstieg: Die Zuhörer wollen abgeholt, zum Thema hingeführt werden. Der Einstieg kann kurz sein, soll Interesse und Neugier wecken. Es kann auch sofort mit einer interessanten Zielangabe, der Aussicht auf die Lösung eines Problems, begonnen werden. Eine weitere Möglichkeit ist, an einer spannenden Stelle der Geschichte zu beginnen und dann den Beginn dazu zu erzählen. Auch eine Frage, ein Beispiel aus dem Alltag oder eine Behauptung können beim Einstieg helfen.

Hauptteil: In diesem umfangreicheren Teil wird die Geschichte dargeboten, chronologisch entfaltet. Der Zusammenhang soll erkennbar bleiben, auch wenn bestimmte Schauplätze, Personen oder Ereignisse beschrieben werden. Die Spannung soll dabei steigen. Die wichtige Aussage wird durch Vorinformationen und Emotionen aufgebaut. Der Höhepunkt wird vorbereitet und erzählerisch erklommen. Ist man angekommen, werden Konflikte gelöst, Befürchtungen genommen, Neugierde gestillt und der Held gewinnt.

Schluss: Hier kann ein Fazit genannt, etwas vertieft, zusammengefasst oder auf das praktische Leben angewendet werden. Jedenfalls sollte der Schluss kurz sein, direkt nach dem Höhepunkt kommen und keine neuen Aspekte mehr beinhalten. Bei Kindern ist ein Lernvers möglich, der eingeprägt wird.

 

Weitere Hilfsmittel

Während die Geschichte erzählt wird, kann ein gemaltes Bild entstehen, das jemand parallel malt oder der Erzähler selber. Szenen der Geschichte können mit Fotos dargestellt werden. Eine Handpuppe erzeugt Aufmerksamkeit – vor allem bei Kindern.

Habe ich Erwachsene vor mir, vielleicht sogar Migranten aus einem anderen Land, dann ist es sinnvoll, sich beim Erzählen auf sie einzustellen. Durch freie Rede kann der Augenkontakt zu den Hörern besser aufrechterhalten werden. Enthält die Geschichte viele Details, können Stichpunkte (Mindmap) auf einem Blatt eine Orientierung geben. Zum Üben hilft es, seine eigene Stimme aufzunehmen und anzuhören, sich vor einen Spiegel zu stellen oder sich selbst beim Erzählen zu filmen. Schnell werden Schwachpunkte entdeckt und können verbessert werden.

(Unter Verwendung von „So geht´s: Geschichten erzählen“, Joachim Zwingelberg. Erschienen 2012 in Neukirchener Verlagsgesellschaft. ISBN 978-3-7615-5926-0.)

 

Orientierung 2012-05; 01.12.2012

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