Was kann uns im Gespräch mit Muslimen helfen, wenn sich alles nur noch um Politik dreht und die Emotionen hochschäumen?

In der Praxis erleben wir, wie männliche Muslime sich gerne über Politik unterhalten. Ob das nun im Teehaus ist oder bei gegenseitigen Besuchen in Privaträumen, ob nach dem Moscheebesuch oder dem Fußballspiel. Immer geht es auch um Politik. Durch die türkischen, die arabischen Medien oder eine Predigtandeutung angestachelt, wird Israel als die Ursache allen Übels dargestellt. Und natürlich Amerika, das von Juden beherrscht sein soll. Beide sollen regelrecht im Pakt mit dem Teufel stehen, um gegen die wahre Religion, den Islam und seine Anhänger, zum Beispiel in Palästina, zu kämpfen. So lautet der Grundtenor. Natürlich geht es auch um Frau Merkel und Herrn Erdoğan, um die aufstrebende Wirtschaft in der Türkei – und ein Lächeln fliegt über ihre Lippen.

Ich spreche auch gern einmal über Politik, aber mein Herz brennt für das Evangelium. Ich frage mich immer: „Wie komme ich von der Tagespolitik, die einen so leichten Einstieg bietet, auf das Evangelium?“ Israel oder die USA zu verteidigen, über deutsche Außenpolitik oder Waffenexporte debattieren zu wollen, führt nirgendwo hin. Manchmal können wir sogar erleben, wie Muslime uns mit Worten angreifen und wir fühlen uns emotional auf die Verteidigung des scheinbar so „überlegenen“ Westen zurückgedrängt. Dann ist es gut, wenn wir uns nicht verletzen lassen, sondern entschieden auf das eigentliche Problem des Herzens kommen: „Ist es nicht das Herz, das doch jeden Krieg, jede Bosheit, jeden Streit verursacht, auch in meinem und Ihrem Haus?“ Ich gebe gerne zu, dass jedes Volk – die USA, Israel und Deutschland eingeschlossen – schuldig geworden ist. Aber eben auch arabische und türkische Länder. Wir alle haben Schmutz an den Händen vor dem heiligen Gott. Das trifft meist auf offene Ohren.

Manche Muslime meinen dann, dass mit einer höheren Bildung ein Volk klug wird und vom Bösen lässt. Das ist ein endloses Mantra in der islamischen Welt. Oder die Überzeugung, „Religion“ an sich würde schon helfen. Um dem zu widersprechen, führe ich einige Beispiele aus der neuen Zeit an, wie gebildete und religiöse Menschen mitten im Herzen Europas im Bosnienkrieg sich gegenseitig schlimme Verbrechen zugefügt haben. Sowohl Christen als auch Muslime waren davon betroffen. Immer sind Gerüchte, Lügen und Bosheit dabei entscheidend. Wenn unsere muslimischen Bekannten dem zustimmen, können wir auf unser eigenes böses Herz zu sprechen kommen und wie wir Vergebung finden können, wie die Sünde in uns bezwungen werden kann. Auf diese Weise kann die große Politik uns helfen, das Evangelium zum Thema zu machen.

Orientierung 2012-01; 14.02.2012

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