Schicksale einzelner bulgartürkischer Christen in Europa lassen uns aufhorchen. Sie kämpfen mit vielen Problemen und wollen doch Zeugen für ihren Herrn Jesus Christus sein.

Bulgarien ist das ärmste Land innerhalb der EU. Die Zahl der Arbeitslosen ist groß und das staatliche Arbeitslosengeld ist verschwindend klein. Aber selbst viele von denjenigen, die Arbeit haben, kommen mit ihrem sehr geringen Verdienst kaum über die Runden. Kein Wunder also, dass sehr viele Bulgaren in ihrem Land keine Perspektive mehr sehen und sich aufmachen, um irgendwo in Westeuropa Arbeit und Verdienst zu suchen. Als EU-Bürger haben sie innerhalb der EU Reisefreiheit. Eine Arbeitsaufnahme in West-Europa ist zwar durch Gesetze eingeschränkt, aber nicht völlig verboten. Für die meisten Bulgaren ist es nicht so wichtig, ob eine Arbeitsaufnahme legal ist oder nicht, wichtig ist, eine Nische zu finden, in der es sich überleben lässt.

Von der Arbeitslosigkeit und Armut am meisten betroffen sind die „Millet“ (Türkisch sprechende Zigeuner) und die Roma. Letztere sprechen Roma oder Bulgarisch. In beiden Minderheiten gibt es recht zahlreiche Christen. So wandern auch manche Christen nach Westeuropa aus. Im Folgenden mache ich Sie mit einigen Türkisch sprechenden Christen aus Bulgarien in Westeuropa bekannt. (Die Namen wurden geändert.)

Ihsan und Selma, Spanien. In Bulgarien waren sie jahrelang in der Jugendarbeit tätig, und so suchten sie auch in Spanien Kontakt zu Christen. Sie fanden jedoch nur Zeugen Jehovas. So wie Ihsan und Selma ging es mehreren Millet-Gläubigen in ländlichen Gegenden von Spanien. Manche von ihnen vertreten jetzt die Lehre der Zeugen Jehovas.

Nazife, Süditalien. In Bulgarien war sie als Evangelistin tätig. In Süditalien fand sie Arbeit und guten Verdienst, aber keine Gemeinschaft mit Glaubensgeschwistern und auch niemanden, dem sie das Evangelium weitersagen konnte, denn sie ist die einzige Türkischsprachige in ihrer Gegend. Nicht evangelisieren zu können, macht ihr Mühe. So arbeitet sie nur während eines Teils des Jahres, und geht immer wieder an Orte, wo es Türken gibt. Sie „ernährt“ sich geistlich mit „Kanal Hayat“, einem christlichen Fernsehprogramm aus der Türkei.

Asim und Aylin, Niederlande, waren „mausarme“ Gemeindeleiter in einem bulgarischen Dorf. Inzwischen verdienen sie ihren Lebensunterhalt in Rotterdam und leiten dort eine kleine Türkengemeinde.
Süleyman und Nurgül, Bremen. Sie wussten von mehreren bulgartürkischen Christen in Bremen, die dort ohne verbindliche Gemeinschaft lebten. Manche standen in der Gefahr, zu „verweltlichen“. Es gelang Süleyman und Nurgül in relativ kurzer Zeit, eine türkische Gemeinde zu gründen.

Suray und Aliye, Saarbrücken. Die beiden waren schon in Bulgarien in der Gemeindeleitung tätig. Sie sind relativ neu in Saarbrücken und tun sich schwer damit, eine regelmäßige Arbeit zu finden. Aber sie lernen Deutsch und freuen sich, einigen türkischen Geschwistern und einigen Interessierten aus Saarbrücken und der Umgebung dienen zu können.

Hanife, Offenbach, war in ihrem bulgarischen Dorf Gemeindeleiterin. Jetzt versucht sie, sich in Offenbach in eine Gemeindegründungsarbeit einzubringen. Da sie kaum Deutsch spricht, hört sie oft die Fernsehprogramme von „Kanal Hayat.“

Sevdi und Ibrahim sind Brüder, die in Bulgarien aktiv am Gemeindeleben teilnahmen und auch in Offenbach wohnen. Da sie jedoch meinen, sehr viel arbeiten zu müssen – auch am Wochenende – haben sie nur sporadisch Kontakte zu Christen.

Nasuf und Sadiye, Spanien, gehören zu den wenigen Gläubigen aus Bulgarien, die sich in ihrem Gastland relativ gut integriert haben und Mitglieder einer spanischen Gemeinde in Barcelona geworden sind. Manchmal besuchen sie türkische Geschwister in anderen Städten. Mit den wenigen Euro, die sie in Spanien verdienen, unterstützen sie auch Nasufs Vater, der in einem Dorf in Bulgarien Pastor ist. Nasuf und Sadiyes Kinder sprechen Spanisch, Türkisch und Englisch, aber nicht Bulgarisch.
Havva, Spanien, wurde in Bulgarien gläubig, als sie acht Jahre alt war. Sie versucht, auch in Spanien als Christin zu leben und von Jesus weiter zu sagen, was ihr Widerstand von Seiten der muslimischen Türken einbringt. Am Wohnort hat sie keine Gläubigen gefunden. Sie pflegt Kontakte zu Geschwistern über Skype und liebt die Programme von „Kanal Hayat“.

Salman und Filis, Hamburg. Salman und sein Sohn sind beide Bauarbeiter und wohnen mit ihren Familien seit einigen Jahren in einem Vorort von Hamburg. Sie betreuen zwei Gruppen von türkischen Gläubigen in Hamburg und haben um Bibeln und Liederbücher gebeten. Die Gruppen sind gewachsen, und die vorhandenen Bücher reichen nur für ein Drittel der Teilnehmer.

Mit den oben erwähnten Brüdern und Schwerstern aus Bulgarien und mit einer ganzen Anzahl weiterer halte ich losen Kontakt über Skype oder Telefon, nehme Anteil an ihren Freuden und Sorgen, versuche gelegentlich, theologische Fragen zu beantworten, helfe aus mit Manuskripten von Bibelarbeiten und Predigten, ebenso mit Literatur, vor allem mit Bibeln und Liederbüchern. Das Gebet für die Festigung der Herrschaft Gottes in ihnen und für die Ausbreitung der guten Botschaft durch sie unter ihren Landsleuten und unter Türken aus der Türkei darf natürlich nicht fehlen. Ebenso brauchen die in Bulgarien zurück gebliebenen Christen täglich Kraft und Gnade und das Nötigste zum Leben. Beten Sie mit?

Orientierung 2013-04; 05.09.2013
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