Konvertiten aus dem Islam zum christlichen Glauben sind zunehmend besorgt über eine Reihe von Berichten in den vergangenen Monaten, die erstaunliche Statistiken über Konvertiten anführen. Es ist wahr – und ein Anlass zum Dank an Gott – dass heute mehr Muslime zu Christus finden als zu irgendeiner anderen Zeit in der Geschichte.

 

Trotzdem konvertieren sie nicht in solch enormen Zahlen, wie in manchen Berichten behauptet. Diese falschen Berichte, oft von Nichtchristen aufgestellt und dann von Christen in Umlauf gebracht, sind ein Anlass zu großer Beunruhigung, nicht nur für die, denen die Wahrheit wichtig ist, sondern besonders für die vielen Einzelnen, deren Leben durch die öffentliche Aufmerksamkeit, die diesen übertriebenen Zahlen geschenkt wird, in Gefahr sind.

Muslime sehen Abfall vom Islam als etwas, das Schande und Demütigung über die muslimische Gesellschaft bringt. Öffentlich bekannt zu machen, dass es große Zahlen von Konvertiten gibt, vertieft die Schande und den Gesichtsverlust. Manche Muslime glauben, dass Schande am besten beseitigt werden kann durch Blutvergießen und können sich deshalb aufmachen, um nicht nur die Konvertiten selbst zu töten, sondern auch die, die versuchen, unter Muslimen zu evangelisieren, seien es einheimische Evangelisten oder westliche Missionare. Einige können sogar noch weiter gehen und versuchen, sich zu rächen und die Ehre des Islam wieder aufzurichten, indem sie jedes erreichbare Ziel angreifen, das sie mit dem „christlichen” Westen in Verbindung bringen.

 

Unbeabsichtigt und unwissend

Warum sollte jemand Zahlen von Konvertiten übertreiben? Es gibt eine Vielzahl von Gründen. Manchmal kommt es unbeabsichtigt zu einer falschen Rechnung, wenn Schätzungen in einem heiklen Umfeld gemacht werden, wo es keine genauen Zahlen gibt. Z. B. könnte eine Schätzung vorgenommen worden sein, indem Leiter von Konvertiten-Gemeinden oder Konvertiten-Gruppen gefragt wurden, wie viele Mitglieder zu ihrer Gruppe gehören und indem dann die Antworten addiert wurden. Der Irrtum besteht darin, dass Leute von Zeit zu Zeit zu mehr als einer Gemeinde oder Gruppe gehen und so ein und dieselbe Person möglicherweise mehrmals gezählt wurde. Aufgrund der nötigen Geheimhaltung und der Scheu, Namen zu nennen, erkennt der Forscher die Überschneidung der Gruppen nicht.
Ein anderer unbeabsichtigter Fehler entsteht, wenn Missionare, die kulturübergreifend arbeiten, beobachtete Phänomene falsch deuten. Z. B. können bei einem „Ruf zur Entscheidung” in einem afrikanischen Umfeld, sagen wir, 1.000 Menschen „nach vorne gehen”. Jemand, der in der individualistischen Kultur des Westens aufgewachsen ist, könnte dies so interpretieren, dass 1.000 Menschen sich entschieden haben, ihr Leben Jesus zu geben. Aber in der örtlichen Kultur, die wahrscheinlich viel stärker gemeinschaftsorientiert ist, werden viele einfach deshalb nach vorne gegangen sein, weil andere es taten.
Einige Modelle von Mission, die extrem auf Kontextualisierung Wert legen und die starke Identifikation mit dem Islam betonen, machen es schlicht unmöglich, Konvertiten von denen zu unterscheiden, die noch Muslime sind. So können Zahlen von „Konvertiten” viele Personen enthalten, die nicht wirklich christliche Gläubige sind.
Manche Berichte scheinen von Leuten verfasst worden zu sein, denen nicht bewusst war, dass es in vielen Ländern mit muslimischer Mehrheit alte einheimische Kirchen gibt. Wenn man also, z. B. in Ägypten, eine große christliche Versammlung antrifft, vermutet der Beobachter, alle, die hier Gottesdienst feiern, seien Konvertiten aus dem Islam.

 

Absichtliche Falschinformation

Andere Gründe haben nichts mit Unwissenheit zu tun. Als die Taliban noch in Afghanistan an der Macht waren, kam ein Bericht in Umlauf, der große Zahlen von Afghanen nannte, die vom Islam zum christlichen Glauben konvertiert seien. Dies hatte seinen Ursprung bei einem verstimmten afghanischen Flüchtling, der bei einer westlichen Nicht-Regierungs-Organisation (NGO) angestellt gewesen war. Als er wegen Unehrlichkeit entlassen wurde, rächte er sich, indem er sich an eine Zeitung wandte und behauptete, eine große Zahl afghanischer Muslime seien Christen geworden. Wie er zweifellos beabsichtigt hatte, brachte diese Nachricht – die von erfreuten Christen schnell um die ganze Welt verbreitet wurde – die afghanische Regierung und das Volk gegen christliche NGO’s auf und verursachte große Gefahr für die kleine Zahl echter afghanischer Konvertiten und ein wachsendes Risiko für alle westlichen Staatsbürger in Afghanistan.

Ein „Bericht“, dass jährlich 6 Millionen afrikanischer Muslime Christen werden, entstand aus Behauptungen von Scheich Ahmad al Katani von Libyen, die er in einem Fernseh-Interview des Senders Al-Jazeera aufstellte. Das Ziel des Scheichs schien es zu sein, muslimische Zuschauer durch hohe Zahlen von Muslimen, die ihren Glauben verlassen, zu alarmieren, um sie zu großzügigerem Spenden für die islamisch-missionarischen Bemühungen in Afrika zu bewegen.

Es gab auch eine sehr starke anti-evangelistische Bewegung im Islam, die darauf abzielte, christliche Missionsarbeit unter Muslimen zu verhindern. Durch Angabe großer Zahlen von Konvertiten zum Christentum bringen Muslime die islamische öffentliche Meinung gegen christliche Evangelisation auf. Darüberhinaus haben muslimische Führer seit der Invasion Afghanistans 2001, des Irak 2003 und dem „Krieg gegen den Terror“ zunehmend so argumentiert, dass es Präsident Bush’s Politik sei, den Mittleren Osten durch christliche Mission verbunden mit amerikanischer Militärmacht in eine christliche Region umzuformen. Diese vollkommen irrtümliche Verbindung hat sowohl für westliche Truppen, die in islamischen Ländern stationiert sind, als auch für christliche Missionare, seien sie Ausländer oder Einheimische, größere Gefahr verursacht.

Traurigerweise gibt es auch Beispiele von Christen, die absichtlich überhöhte Zahlen von Konvertiten in Umlauf bringen. Meist sind es westliche Organisationen, deren finanzielle Unterstützung von der Begeisterung der Christen in ihren Heimatländern abhängt. Einige scheinen erst kürzlich gegründet worden zu sein mit dem speziellen Ziel, diese Konvertiten zu betreuen, ohne vorher irgendetwas mit ihnen zu tun gehabt zu haben. Vermutlich deshalb haben einige absurd hohe Zahlen von Konvertiten angegeben. Solche Zahlen werden bekannt und verletzen wiederum die Gefühle der Muslime.

Einige Muslime kommen durch Träume und Visionen zu Christus. Dies hat zu wilden Geschichten geführt von ganzen Dörfern und ganzen Gemeinschaften, die Christen geworden seien, Geschichten, die nach Kenntnis des Barnabas Fund niemals erhärtet wurden.

 

Dies kommt zur denkbar ungünstigsten Zeit

Es wird niemals möglich sein zu ermessen, wieviele ihr Leben verloren oder wieviele Dienste zerstört wurden infolge der Behauptung fälschlich hoher Konvertitenzahlen. Aber es nimmt alle Christen in sicheren und freien Ländern in die Pflicht, sorgfältig zu überlegen, bevor sie Zahlen von Konvertiten veröffentlichen. Im April 1996 verkündete die somalische islamistische Gruppierung al-Itixaad al-Islami, es sei ihr gelungen, jeden somalischen Christen in der somalischen Hauptstadt Mogadishu zu töten, und dass sie jetzt weiterziehen würden, um auch somalische Christen in Nairobi zu eliminieren. Wir sind dankbar, dass es noch somalische Christen in Somalia gibt, aber al-Itixaad al-Islami wird möglicherweise versuchen, sie zu finden und zu töten. Es ist wahr, dass weiter somalische Konvertiten in Somalia ermordet wurden, eingeschlossen die beiden am 13.04.08 und einer am 22.04.08.
Konvertiten sind zunehmend besorgt über die Art und Weise, wie die Öffentlichkeit im Westen zusätzliche Gefahr für sie hervorruft. Sie sind außerdem besorgt, wenn einige westliche Christen Konvertiten aus dem Islam mit dem politischen Staat Israel in Verbindung gebracht haben. Die muslimische Propaganda ist immer voll von Verschwörungstheorien, die sich auf muslimische Konvertiten in Funktion von zionistischen Agenten konzentrieren, die die muslimische Gesellschaft unterwandern wollen. Internet und Email ermöglichen es, dass gefährliche Falschinformationen viel schneller in Umlauf kommen und darauf zugegriffen werden kann als je zuvor. Und dies alles geschieht zu einer Zeit, in der der islamische Radikalismus zunimmt und Konvertiten folglich mit Bedrohung, Gewalt und Martyrium konfrontiert sind, und zwar in einem Ausmaß, wie es seit Generationen nicht dagewesen ist.
Viele Muslime kommen zu Christus durch das treue Zeugnis einheimischer Evangelisten, Kirchen und Dienste. In diesen Gemeinschaften werden die neuen Konvertiten betreut und zu Jüngern gemacht. Andere kommen zu Christus durch Radio und Fernsehen, und diese beiden Medien haben gut ausgearbeitete Programme, um Suchende und Konvertiten seelsorgerlich zu begleiten. Muslime finden auch durch übernatürliche Erfahrungen zu Christus und wenden sich dann oft an örtliche Gemeinden oder christliche Bekannte, damit diese ihnen helfen, ihren neu gefundenen Glauben zu verstehen. Die Vorstellung, dass westliche Initiativen Millionen von muslimischen Konvertiten hervorbringen könnten, die dann unversorgt wären, es sei denn, sie würden durch diese neuen Organisationen betreut, lässt nicht nur die hervorragende Arbeit vieler westlicher Langzeit-Missionare und Missionsorganisationen außer Acht, die einen treuen, einfühlsamen und unaufdringlichen Dienst tun, sondern auch einheimische christliche Arbeiter in der islamischen Welt, die sich unbeschränkt einsetzen, manchmal um den Preis ihres eigenen Lebens.
Das gegenwärtige „Zahlenspiel“ erweist sich als tödlich. Während es gut ist, in politischen Diskussionen das Thema der Todesstrafe für Abfall vom Islam nach der Scharia hervorzuheben, wird das Zitieren provokativer Zahlen in den westlichen Medien von Konvertiten nicht begrüßt. Auf jeden Fall gibt es viele heimliche Gläubige, die nur Gott bekannt sind.

Dr. Patrick Sookhdeo, internationaler Direktor, Barnabas Fund

(aus dem Englischen übersetzt (www.barnabasfund.org/News/[…] ) )

 

Erstellt am: 14. Mai 2008

Orientierung 2004-05; 15.05.2008

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